Gábor Eszter: Budapester Villen - Unser Budapest (Budapest, 1997)

deckt, welche durch weiß-gelbe glasierte Keramikränder verziert waren - ähnlich war auch die Umrahmung der Fenster das in Höhe der Terrassen-Ballustrade reichen­de, ringsherum laufende Postament war mit rauhoberflä­chigen grünen Zsolnay-Keramikplatten verkleidet, die Säu­lenreihe zum Hof hin mit matten, weißglasierten Keramik­platten. Die Schiffer- und die Grünwald-Villa waren durch ihren Reichtum - vor allem durch ihre Kunstwerke - den übri­gen Budapester Villen bei weitem überlegen; sie zeigten das hohe Niveau, welches einige, die Künste schätzende und unterstützende Bürger in den Jahren vor dem Zusam­menbruch der Monarchie in Ungarn erreicht hatten. Nach dem Ersten Weltkrieg Der Zusammenbruch nach dem Ersten Weltkrieg sowie die Verstümmelung des Territoriums des Landes hatten auch auf die Architektur der Hauptstadt eine merkliche Auswir­kung. Die Aristokraten hatten bedeutende Teile ihres Grund­besitzes verloren und konnten ihre städtischen Paläste nicht mehr aufrecht erhalten. Damals gelangte der Hunyady-Pa- last in der Trefort utca in die Hände des Versicherungsin­stituts OTI und wurde zu einer Poliklinik umfunktioniert. Ein ähnliches Schicksal ereilte den Csekonics-Palast in der Kecskeméti utca, dessen Großteil im Zweiten Weltkrieg zer­stört wurde und an dessen Stelle dann das KÖZTI Kon­struktionsbüro gebaut wurde. Im Károlyi Alajos-Palast in der Eszterházy utca (heute Pollack Mihály tér) befand sich das Italienische Institut, im Károlyi-Csekonics-Palast in der Múzeum utca die Baross Vereinigung. Die Hauptstadt kauf­te Paläste für ihre Kulturinstitutionen; man verzichtete auf den vor dem Krieg geplanten Bau der Hauptstädtischen Bibliothek und kaufte zu diesem Zweck den Wenckheim- Palast in der Baross utca, für die Hauptstädtische Gemäl­degalerie erwarb man den Károlyi-Palast in der Egyetem (Károlyi Mihály) utca. Den Batthyány-Palast am Theresien- ring (Teréz körút) kaufte das Frankfurter Versicherungsin­stitut. Ein traurigeres Schicksal ereilte den Karácsonyi-Pa- last in der Christinenstadt (Krisztinaváros), den man ab­trug, ebenso wie den Wodiáner-Palast am Liszt Ferenc tér sowie die größte Villa des Villen-Viertels an der Andrássy út, die bereits erwähnte Edelsheim-Gyulai-Villa (an ihrer Stelle wurden Miethäuser gebaut). Die Instandhaltung der zu großen Gebäude erforderte eine solche Summe, für die man damals keine entspre­chende Deckung mehr hatte. Die Ansprüche hatten sich 37

Next

/
Thumbnails
Contents