Gábor Eszter: Budapester Villen - Unser Budapest (Budapest, 1997)

ziger Jahren an ihre Stelle moderne, neue Familienvillen - manchmal, wenn die Plazierung des früheren Sommerhau­ses es erlaubte, wurde davor gebaut. (Auf einigen Grund­stücken standen noch jahrzehntelang im Inneren des Gar­tens versteckt die alten, klassizistischen Gartenhäuser.) Nach der Jahrhundertwende erschienen auch an der Vá­rosligeti fasor die Villen mit mehreren Wohnungen. Da die hiesigen Baugrundstücke bedeutend größer waren als die­jenigen an der Andrássy út, wurden hier auch die Villen größer gebaut, tiefer ins Grundstück hinein, ünter den Mietvillen gab es mehr und mehr auch zweistöckige, mit je einer Wohnung in jedem Geschoß, sogar zweistöckige Villen mit sechs Wohnungen waren keine Seltenheit. üm das Stadtwäldchen herum, an der Hermina und Stefánia út wurden auch zur Zeit der Jahrhundertwende und später einige bedeutendere größere Villen gebaut, wie z. B. die nach Art der französischen Renaissance errichtete Villa des Samu Roheim an der Hermina út 45. (Manó Pol- lák, 1899/1900). ln dem sich den neuen, steigenden An­sprüchen anpassenden Haus betrug die durchschnittliche Zimmergröße über vierzig Quadratmeter, im Erdgeschoß befanden sich hingegen drei Säle, die die sechzig Quadrat­meter überschritten. (In dieser Villa wohnte 1918 Graf Ist­ván Tisza und wurde am 31. Oktober Opfer eines Atten­tats.) In den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhun­derts wurden auch in einigen Zuglóer Nebengassen, wie in der Szabó József, der Ilka und der Izsó utca Villen gebaut. Die Villa des Obergymnasiallehrers Dezső Malonyay (Izsó utca 5., Béla Lajta, 1905/06 - umgebaut) wurde durch in­dividuelle Approximation der ungarischen Formbestrebun­gen erbaut. Der Auftraggeber war ein Intellektueller, der sich deshalb nach einem eigenen Haus sehnte, weil er eine genaue Vorstellung davon hatte, inmitten welcher Art von Formen er gerne leben möchte. Er wünschte seine eigene Clmgebung zu gestalten, Repräsentation war für ihn - an­scheinend - zweitrangig. Malonyay war kein reicher Mann, hatte zum Hausbau keine Deckung, mußte also einen rie­sigen Bankkredit aufnehmen; deshalb baute er in seiner Villa auch eine Mietwohnung, über dem Keller wurden in dem dreigeschossigen Haus zwei Wohnungen gebaut: im Erdgeschoß eine Mietwohnung mit sieben Zimmern, im Souterrain die Wirtschaftsräume dazu; in den Stockwerken die eigene Wohnung des Erbauers. Die zweigeschossige Malonyay-Wohnung zeigte schon durch ihre Raumauftei­lung, daß sich darin ein etwas anderes Leben als gewohnt abspielte. Im unteren Geschoß befanden sich, gut vonein­31

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