Gábor Eszter: Budapester Villen - Unser Budapest (Budapest, 1997)

von der Größe und Form des Grundstücks, sowie den Ansprüchen des Erbauers. Diese kleinen Gebäude wurden mit der Zeit vergrößert, die Änderungen waren jedoch kein Problem, da Veränderungen und Ergänzungen mit der ad­ditiven Bauart gut in Einklang gebracht werden konnten; Ordnung und Gleichgewicht wurden dadurch nicht ins Wanken gebracht. Die Budapester Beispiele zeigen, daß in den 1870/80er Jahren die intellektuellen Bürger einzeln stehende erdge­schossige Einfamilienhäuser bevorzugten, ihnen bedeute­te separat wohnen mehr noch als Repräsentation. Ihre Wahl war auch davon beeinflußt, daß man zum Bauen günstige Bankdarlehen bekommen konnte und es sich in den neuerschlossenen Gegenden - so auch den Neben­straßen der Andrássy út - der gültigen Steuerbegünstigun­gen wegen lohnte zu bauen. Die in den Villenvierteln er­richteten Einfamilienhäuser konnten jedoch nur kurze Zeit das Wettrennen mit den steigenden Grundstückpreisen auf­nehmen, nach kurzen drei Jahrzehnten mußten sie vor den rentableren Mietvillen weichen. Der Budapester Grundstück­komplex zwischen Délibáb, Bajza, Benczúr und Munkácsy utca ist dafür nicht das einzige Beispiel; hier wurden alle fünf, von Antal Platzner (Palöczy) zwischen 1876/79 erbau­ten Einfamilienhäuser in den Jahren 1900/12 durch zwei­stöckige Mietvillen ersetzt. Die ersten Budapester bürgerlichen Villen - das Neorenaissance-Villenviertel an der Andrässy út Die bürgerliche Villa, von höherem Anspruch als das Ein­familienhaus mit Garten, jedoch unbedingt bescheidener als der städtische Palast, ist der charakteristische Gebäu­detyp der Zeit des bürgerlichen Aufstiegs. Wir liegen da kaum falsch, wenn wir ihr massenhaftes Erscheinen mit den großen Unternehmungen in Verbindung bringen. Ste­hen uns zuverlässige (zahlenmäßige) Vergleichsdaten auch nicht zur Verfügung, so zeigen die in den letzten Jahren er­schienenen Publikationen doch, daß in Deutschland schon in den 1830er Jahren in großer Zahl Villen von hohem Ni­veau erbaut wurden, die als ständiger Wohnsitz dienten. Auf dem Gebiet des Habsburgerreichs waren damals noch die Sommervillen charakteristisch. Eine Voraussetzung für die massenhafte Erscheinung der städtischen Villen war, daß noch innerhalb der Stadt - also vom Stadtzentrum nicht zu weit entfernt - geeigneter Grund zur Bebauung mit Garten vorhanden sein mußte. 12

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