Gábor Eszter: Budapester Villen - Unser Budapest (Budapest, 1997)

(So entstand z. B. das in Berlin seither fast gänzlich ver­schwundene Tiergarten-Viertel.) Die Bedeutung dieses Fak­tors nahm mit der Entwicklung des Verkehrs um die Jahr­hundertwende wesentlich ab. Genauer: die entfernteren Gebiete schlossen sich auch der Stadt an. Schon während der ersten Stadtplanungs-Aktion in Bu­dapest im Jahre 1870 waren separate Gebiete zum Erbau­en von Villen bestimmt worden. An der damals eröffneten Sugárút - später Andrássy út - wurden am äußeren Ab­schnitt dreißig, des weiteren in den umliegenden Straßen noch fünfzig Villen-Grundstücke vermessen, nicht weit vom Villenviertel im Stadtwäldchen, welches zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden war. Die noch auf dem Stadtge­biet liegenden Villenviertel in Buda (Rosenhügel, Südhang des Gellértberges - früher auch Blocksberg genannt) wa­ren um die Jahrhundertwende durch Unterstützung der Baubehörden spontan entstanden. Für die im Stil des Historismus, meist im Neorenais­sancestil erbauten Villen war nicht mehr die Naturnähe cha­rakteristisch. Sie stehen zwar in einem Garten, es scheint jedoch, als hätten die Erbauer dem keine besondere Be­deutung beigemessen. Mit leichtem Herzen schnitten sie immer wieder ein Stück vom Garten ab: für Nebengebäu­de, Dienstbotenwohnung, Wagenschuppen, Ställe - ja oft wurden die Grundstücke noch weiter aufgeteilt und eine neue Villa, vielleicht sogar Mietvilla darauf errichtet. Diese Villen standen auch gar nicht im Garten, sondern eher über dem Garten. Die meisten wurden auf einem hohen Unterbau errichtet. Im sich zur Hälfte über dem Boden er­hebenden Kellergeschoß befanden sich die Küche und die dazugehörenden Räumlichkeiten, hier waren die Zimmer der Dienstboten (der Gärtner und der Kutscher wohnten im Nebengebäude). Die eigentliche Wohnung war im Hoch­parterre und im ersten Stock. Diese Villen verfügten meist über einen Balkon, oft auch über eine Loggia; die Veranda kam seltener vor als in den früheren Jahrzehnten. Aus dem Haus konnte man nicht hinaus, sondern nur hinunter in den Garten gehen. Auch zu den Adelspalästen des 19. Jahr­hunderts gehörte selten ein Garten, oft nur ein kleiner Hof. Der Garten, welcher die Stadtvillen umgab, diente eher nur als Abgrenzung vom Nachbarn, wenn dies auch meist bloß symbolisch war, da zwischen den Häusern nur ein acht bis zehn Meter breiter Gartenstreifen lag. Das Villenviertel an der Andrássy út bedeutete in der Ar­chitektur Budapests im Vergleich zu den früheren eine ganz neue Qualität. Da es sich um neugeplantes inneres Gebiet der Stadt handelte, stiegen die Preise; deshalb und viel­13

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