Ferkai András: Geschäftsfassaden - Unser Budapest (Budapest, 1996)
Vor dem Geschäft baute er Arkaden, damit die Fußgänger, vom Regen geschützt, die Auslagen bestaunen konnten. In diesem Zustand verwendete das nach der Verstaatlichung hierher verlegte Volkskunstgeschäft die Fassade bis zum Anfang der achtziger Jahre. Das Grundprinzip der Sanierungsarbeiten war eine Wiederherstellung des Erdgeschosses und des Mezzanin in seiner Einheit. Im Mezzanin war die vertikale Gliederung mit den verzierten Messingstreifen, welche die Pfeilerlinien verkleideten, noch vorhanden. Nach der Beseitigung der Arkaden mußten diese bloß auf der Fassade des Erdgeschosses fortgesetzt werden. Die getriebene Kupferverkleidung der Holzpfeiler verlangte edle Materialien: der neue Granitsockel, das schwarze und durchsichtige Glas mit den Tafeln an der Ecke sowie die in Messing verkleideten Profile haben die Eleganz der Geschäftsfassade wieder hergestellt. Ein heutiges Element sind die beiden hinabschauenden Fenster, die den Sockel fortsetzen und den Verkaufsteil des Kellers mit der Fußgängerebene verbinden. Die Arbeiten Gerebens sind ein gutes Beispiel dafür, wie man Entwerfer-Ambitionen ohne ein Zerstören alter Werte, ja eher davon inspiriert, ausleben kann. Aus der eklektizistischen und kommerziellen Flut neuer Geschäftsfassaden hebt sich hie und da ein originelles, professionelles Werk hervor. Hierher gehört das heute schon etwas abgetragene Marc-Schuhgeschäft (Teréz körút 27., VI. Bezirk) des Péter Reimholz aus dem Jahre 1987. Das Problem - wie nämlich eine moderne Geschäftsfront für das Erdgeschoß eines Neorenaissance-Hauses entworfen werden soll - ist typisch, die Lösung des Architekten jedoch nicht. Reimholz hat eine Geschäftsfassade entworfen, die weder modern noch nostalgisch ist. Als ein wirklicher Verehrer der kulturellen Dimension der Architektur weist er jede billige Historisierung zurück. Als ein die Bedeutung des Werkes analysierender Architekt begnügte er sich auch nicht mit einer einfach rationalistischen modernen Lösung. Die Fassade plante er so, daß er sie rekonstruierte und gleichzeitig auch nicht. Die originalen Bogenöffnungen des Erdgeschoßes setzte er wieder in Stand, goß die lange abgeschabten Quader jedoch nicht wieder in Gips, wie das heute meist der Fall ist. Die Wirkung des Quader-Sockels erschuf er durch eine Rohziegel-Verkleidung auf solche Weise, indem er nach je vier, tiefgefurchten Ziegelreihen eine nach' hinten zog. Die Ziegelverkleidung betonte er eindeutig, indem er sie entlang den Öffnungen in Zickzacklinie führte: dahinter ist die echte Wand44