Ferkai András: Geschäftsfassaden - Unser Budapest (Budapest, 1996)

Was in den 1920er Jahren anstelle des heutigen Gerbeaud stand Zeiten so hemmungslos zu zerstören oder verfallen zu lassen wie bisher. Der Begriff der Rekonstruktion, der Re­habilitation kam in Mode. Eine der ersten, beispielhaften Instandsetzungen einer Geschäftsfassade war diejenige der Konditorei Gerbeaud. 1981 erteilte der neue Besitzer Hungarhotels dem Archi­tekten Gábor Gereben den Auftrag zur Rekonstruktion der seit der Verstaatlichung unter dem Namen Vörösmarty be­kannten Konditorei. Es war keine leichte Aufgabe, da die Fassade der Konditorei den Stempel ständiger Umände­rung durch hundert Jahre trug. Das klassizistische Gebäu­de war 1860 von József Hild entworfen worden. Die Kondi­torei befand sich damals noch im Besitz von Henrik Kugler - auf der Seite zur Harmincad utca hin, wo heute das „kleine Geschäft“ funktioniert. Erst 1870 nahm sie auch die Räume des Privorsky-Kaffeehauses zum Vörösmarty tér hin ein. 1883 kaufte Emile Gerbeaud, ein Genfer Kon­ditor, das Kugler-Geschäft und entwickelte es mit großem Talent zu einer der besten Konditoreien Budapests. Zwi­schen 1911 und 1913 ließ Gerbeaud das ganze Haus durch den Architekten Sándor Fellner umbauen, der dem Erd­geschoß durch aufgesetzte Schaufenster aus edlen Materi­alien (Ausführung Gyula Jungfer) einen eleganten groß­städtischen Charakter verlieh. Die Konditorei nahm da­mals nur das rechte Drittel der Fassade zum Platz hin ein, daneben befanden sich zwei andere Geschäfte. Die Fell­ner-Schaufenster wurden zuerst durch die (Jmänderungen der dreißiger Jahre (das Trikotagen-Geschäft von Zoltán 41

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