Buza Péter: Quellen und Zierbrunnen - Unser Budapest (Budapest, 1994)
Verlorene Melodien Hier könnten wir wohl mit der Geschichte der Budapester Quellen und Brunnen schon aufhören, wenn es da nicht noch etwas zu erzählen gäbe. In Marosvásárhely soll es einen Tausendkünstler namens Péter Bodor gegeben haben, den die Grafen Teleki noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts unterstützten. 1822 baute er auf dem Marktplatz seinen fantastischen Brunnen mit einem Musikautomaten. Auf dem Dach des Brunnenhauses drehte sich eine Neptun-Statue, betrieben durch die kinetische Energie des vom Festungsberg herabfließenden Quellwassers. Die Figur drehte sich zu jeder Stunde, zeigte die Vergänglichkeit der Zeit, viermal am Tag (d. h. um 6, 12, 18 und 24 (Jhr) erklang weit hörbare Musik, herrliche Melodien, die sogar in den Dörfern der Umgebung zu hören waren. Péter Bodor hatte sich jedoch - so erzählte man in Siebenbürgen - schuldig gemacht. Die Stadt, in der man ihn seiner Geschicklichkeit wegen ehrte, verurteilte ihn zum Tode. Da sein letzter Wunsch lautete, die Musik des Brunnens noch einmal hören zu dürfen, erlaubte man ihm, diese außerhalb der bestimmten Zeiten zu hören. Zum letzten Mal! Wer weiß, wo und wie der auf Rache sinnende Meister den empfindlichen Mechanismus kaputt gemacht hatte. Niemand konnte ihn reparieren, und so musizierte er auch nie mehr wieder. 1911 wurde der Brunnen abgetragen, und nun könnte unsere Geschichte zu Ende sein. 1935 gab es jedoch wieder einen Grafen Teleki, diesmal Domokos Teleki, der 35 Tausend Pengő auf den Tisch des Öffentlichen Arbeitsrates legte, mit dem Wunsch, daß der Wunderbrunnen des Péter Bodor auf der Margareteninsel wieder aufgebaut werde. Der Zeitungsartikel, welcher darüber berichtete, verriet, daß dieses neue Werk genau dem aus Marosvásárhely gleichen werde, nur werde die Musik leiser erklingen, um die Hotelgäste der Gegend nicht zu stören, und außerdem werde er nicht nur zu bestimmten Zeiten, sondern auch nach Einwerfen einer Münze musizieren. Vom musikalischen Standpunkt werde die Reproduktion leider nicht perfekt sein können, da von der alten Melodie gar keine Aufzeichnungen erhalten geblieben waren. Der Maschinenbauingenieur Andor Páll hatte die Dokumente monatelang studiert, um schließlich mit seinem Kollegen, dem Architekten Gyula Jankó, die neuen Pläne des musizierenden Brunnens zu schaffen. 1936 wurde die fantastische Konstruktion dem Publikum übergeben, mit einem sich drehenden Neptun (eine Statue von Béla Ohmann) und diskreter Musik. Leider funktionierte dies Kunstwerk nur 8 kurze Jahre, 1944-45 wurde in den Monaten der Belagerung der 52