Buza Péter: Quellen und Zierbrunnen - Unser Budapest (Budapest, 1994)

daß sogar der Ort unidentifizierbar wird und die Geschichte der Stadt nichts Bestimmtes darüber zu berichten weiß. Der Verfasser dieser Zeilen ist nun gezwungen, in der ersten Person weiter zu berichten, um eine möglichst korrekte Zu­sammenfassung über die Wiederentdeckung der bekannten Pester Quelle, den Wiederaufbau des klassizistischen Brun­nenhauses zu geben - ein Unterfangen, welches er selbst erfolgreich durchgeführt hat. 1985 begann ich mit dem Sammeln der zur Erforschung nötigen literarischen Daten; schon in dieser Anfangsperiode stellte sich heraus, daJ3 - entgegen mancher stadthistorischer Quellen-Behauptungen - die Quelle beim Bau der Ludovika nicht vernichtet worden war. Es tauchten auch ausgezeich­nete Landkarten auf, und so konnte im Herbst 1986 mit den Grabungen zur Freilegung begonnen werden. Dabei erhielten wir die aktive Unterstützung von Győző Horváth, dem Leiter des Budapester Meteor Vereins für Naturfreunde und Touri­stik und seiner Truppe. Am 26. Oktober 1985, an einem Sonntagvormittag um 11 Uhr 5 Minuten, kam es dann zum erhofften und trotzdem überraschenden Ergebnis: der Brun­nenschaft in seiner originalen Einfassung wurde unter dem sorgfältig zugemauerten Bogen gefunden. Es dauerte noch weitere drei Jahre, bis wir die Ausgrabun­gen beenden und die gesamte Rekonstruktion fertigstellen konnten. Mit materieller und praktischer Hilfe von vielen war - nach den Plänen von Márta Vörös im August 1991 - das Brunnenhaus dann fertig: es wurde am Elias-Tag, unter Mit­wirkung der Pester serbischen Kirchengemeinde, geweiht und inauguriert. (1992 zog wieder am Elias-Tag die Prozession zum einst berühmten Brunnen, auf diese Weise eine schöne alte Tradition wiederbelebend.) Die Aufdeckung sowie die paralell verlaufenden For­schungsarbeiten hatten das Wissen bezüglich der Quelle durch zahlreiche Daten bereichert. Die das Wasser sam­melnde und speichernde Quellenfassung geht bis in eine Tiefe von 8 Metern, der längere Teil des runden Schachtes von eineinhalb Metern Durchmesser bohrt sich in die Kalk­steindecke. Er wurde mit Brunnengrabungstechnik vertieft, um den Ausbruchspunkt der Quelle instand zu halten und den Ertrag zu regulieren. Verglichen mit den Budaer Brunnen war dies ein riesiger Ertrag. Berechnungen nach bis zu 500 Litern pro Minute! Bei solch einer Wassermenge konnte man wirklich schon Leitun­gen planen. Daß wirklich von solch einem Volumen die Rede war, konnte aus den Maßen der Spalten, die den Wasserstand des Brunnens regulierten, errechnet werden. Der Bildhauer Kálmán Tóth, Leiter der Rekonstruktionsarbeiten des aus Quadersteinen errichteten Gebäudes, die von der KOR Ar­24

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