Pongrácz Erzsébet: Budapester Kinos - Unser Budapest (Budapest, 1998)

Das Kino Parallel zu den Kaffeehaus- und Zeitkinos wurden, vom Miß­erfolg des Ikonograf-Kinos abgesehen, nacheinander zur Jahrhundertwende in Budapest kleinere oder größere Ki­nos eröffnet. Auf der Millenniumsausstellung wurde Edi- sons Kinematograph vorgestellt, und noch 1898 veran­staltete der später so bekannte Gyula Décsi in der Altofe­ner Burg (Ősbudavára), die auf dem Gebiet der Millenni­umsausstellung erbaut worden war, Filmvorführungen. Im gleichen Jahr erhielten Samu Herbst und Zsigmond Hor­váth ihre Konzession für Vorführungen, 1902 eröffnete die Witwe von Márton Fényes das Fortuna Kino im Stadtwäld­chen, 1903 öffnete dann das Lichtspieltheater im Stadt­wäldchen seine Tore. Im Stadtwäldchen funktionierte auch das Royal Vio der Familie Fisch. 1905 eröffnete Erzsébet Fisch dann das kleine Filmtheater im Volkswäldchen. Eine charakteristische Figur, vor allem dieser Park-Ki­nos, war der Ausrufer, der vor den Kinos stehend mit lauter Stimme den aufregenden Inhalt der kaum einige hundert Meter langen Filmstreifen anpries. Von seinem Talent hin­gen die Einnahmen des Kinos ab. Der lebendige „Werbe­träger“ spielte mit gebührender Lautstärke, voller einfalls­reicher Ansagen, originellem Humor und Witz der herum­stehenden Menge die Aufregungen, Schrecklichkeiten und Schönheiten des bevorstehenden Films sozusagen vor ... Seine einmaligen, originellen Produktionen wurden lang­sam durch riesige Plakate und verteilbare Programme abgelöst, welche der Information breiterer Massen dienten - nach Einführung des Tonfilms verwendete die Werbung dann auch die Musik und den Ton des jeweiligen Films. Zwischen 1906 und 1914 wurden in Budapest immer mehr Häuser speziell für Kinovorstellungen gebaut, so daß es bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 110 ständig in Betrieb stehende Kinos für ein weit kleineres Publikum als heute gab. Eine Statistik aus dem Jahre 1913 über die Situation der Kinos in der Hauptstadt bietet ein sehr inter­essantes Bild, über 100 Kinos werden je nach Bezirken aufgezählt. Auffallend ist, daß es vor allem in den Außenbezirken zahlreiche Kinos gab. ln der Gegend der Haller utca gab es einst sogar drei Kinos, heute kein einziges. Im äußeren 10

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