Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd geht auf Jahr­tausende zurück. Die Darstellung des Pferdes erscheint schon auf den frühesten, bekannten Höhlenbildern. Der Besitz eines guten Rosses war immer schon ein Symbol für Rang und Ansehen und bedeutete mehr als alle anderen Tiere oder Kampfmittel. Denken wir nur an die legendären Pferde der Heldengeschichten oder an das Zauberpferd des jüngsten Sohnes in den Volksmärchen. Auch die Wer­ke der frühen chinesischen und indischen, die Schöpfun­gen der ägyptischen und besonders der assyrischen Kunst sind ein Zeichen für seine Verehrung. Die Griechen und Römer verewigten ebenfalls gern Kampfszenen mit Pfer­den, doch finden wir hier die Gestalten der Pferdebändiger ebenso wie die auch in späteren kunsthistorischen Epo­chen beliebten Themen, die Kampfwagen mit mehreren Pferden - die Bigén, Trigen und Quadrigen. Nach den Kunstwerken der Gotik erschienen in der Re­naissance jene Denkmäler, die im Bewußtsein unserer Ta­ge als Reiterstandbilder weiterleben. Danach änderten sich nur noch der Stil und selbstverständlich die dargestellten Personen - manchmal innerhalb einer unheimlich kurzen Zeit. Jede Kunstgattung hat ihre eigene spezielle, innere Gruppierung. Innerhalb der Bildhauerei bedeuten die auf öffentlichen Plätzen aufgestellten Werke eine besondere Kategorie. Unter diesen ragt überall auf der Welt eine klei­ne Gruppe heraus, die der Reiterstandbilder. Sie sind die Aristokraten der Denkmäler auf öffentlichen Plätzen. So­gar in den größten Weltstädten gibt es nur wenige davon, sie sind nämlich sehr teuer. Der hohen Kosten wegen ex­perimentierten die Auftraggeber im Allgemeinen nicht, beauftragten mit dieser Arbeit möglichst die besten Künst­ler der Zeit. So war es auch in Budapest, der Hauptstadt von Un­garn; hier bekamen ebenfalls ausgezeichnete Bildhauer die Möglichkeit, ihr Talent zu beweisen. Es ist keine Über­treibung zu behaupten, dajß wenige europäische Haupt­städte sich so vieler künstlerisch wertvoller Reiterstandbil­der rühmen können wie Budapest. Das Buch beschreibt im Wesentlichen die auf öffent­lichen Plätzen aufgestellten (oder geplanten) Reiterstand­bilder in chronologischer Reihenfolge. Selbstverständlich ist auch die Rede von den heute nicht mehr zu sehenden Werken, den eingemeißelten Texten und den eventuellen Veränderungen der Inschriften auf den Sockeln der Werke. Nicht berücksichtigt wurden die - im Allgemeinen weniger bedeutenden - Reiterstandbilder, die sich auf Friedhöfen 3

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