Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

oder auf der Öffentlichkeit nicht zugänglichem privatem Grund, innerhalb von Mauern und Zäunen befinden. Da­gegen werden die Reiter-Reliefs an öffentlichen Gebäuden und Denkmälern auch behandelt, da ein Großteil von ih­nen großartige Werke ausgezeichneter Künstler sind. Die Titel der verwirklichten Budapester Reiterstandbilder sind fett gedruckt, der Kursiudruck bezeichnet den lesbaren Text auf den Sockeln. Von der Reformzeit bis 1918 Am Anfang des 19. Jahrhunderts nahm die Wirtschaft in Pest und Buda einen bedeutenden Aufschwung, ln der Reformzeit entwickelte sich besonders Pest. Neben den neu entstehenden Wohngebäuden, Kirchen und Palästen erschienen die ersten Fabriken und Betriebe. Langsam er­wachte in Ungarn auch die bildende Kunst. Der Schöpfer der ungarischen Bildhauerei der Neuzeit, István Ferenczy, kehrte nach sechsjährigem Aufenthalt in Italien zurück nach Ungarn. Als Schüler von Canova und Thorvaldsen, wagte er sich nach einer Reihe erfolgreicher klassizistischer Porträts, an eine kühne Unternehmung. Er wollte das Reiterstandbild eines der größten ungarischen Könige, des Matthias Corvinus (1443-1490) in Bronze an­fertigen. Seine Idee fand zuerst lebhaften Beifall, und im ganzen Land begann man für das Denkmal zu sammeln. Als Ort der Aufstellung wurde ungefähr der heutige Erzsé­bet tér in Pest bezeichnet. Die anfängliche Begeisterung ließ aber bald nach. Von den für die Ausführung des zwölf Meter hohen Denkmals benötigten hunderttausend Forint war kaum ein Zehntel zusammengekommen. Die Denkmal- Angelegenheit entfachte einen immer heftigeren Sturm der Erregung. Viele verurteilten die hohen Kosten, unter ih­nen auch solche angesehene Persönlichkeiten wie Graf István Széchenyi. Außerdem war Ferenczy die Entwurf­zeichnung nicht besonders gut gelungen, die Komposition erhielt ungeheuer viel Kritik. Es fanden sich jedoch auch namhafte Gönner. „Und wenn auch die ganze Unterneh­mung ungeschickt behandelt würde, so läßt sich daraus doch nicht schließen, daß die Matthias-Statue keine zeit­gemäße Idee wäre oder daß man die Aufstellung eines Denkmals aufgeben müßte“ - schrieb Mihály Vörösmarty, der zeitgenössische große Dichter, zur Verteidigung des Künstlers. Der Aufforderung gemäß entstand bis 1844 das Gips­modell in ein Drittelgröße des Reiterstandbildes. Ferenczy 4

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