Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

beeinflussen, wenn auch das Leiden einiger Kriegsinva­liden gelindert wurde. Ungarn ging schließlich aus dem Ersten Weltkrieg als einer der Verlierer hervor. Während der Zeit der Räterepublik von 1919 wurde das Reiterstandbild mehrmals beschädigt, ein Teil der Metallplatten abgenom­men. Anfang der zwanziger Jahre tauchte im Zuge der Stadtregulierung der Plan auf, die Reiterstatue an einem anderen Ort aufzustellen. Das Verteidigungsministerium ließ sie im November 1924 in den Garten der Militäraka­demie Ludovika bringen und vor dem linken Flügel des Hauptgebäudes aufstellen. Das Denkmal der Nationalen Opferbereitschaft befand sich nach 1945 bereits in einem stark beschädigten Zu­stand, und es wurde schließlich abgerissen. Einige Teile gelangten in das Kriegshistorische Museum, der Kopf des Pferdes ist in der Dauerausstellung „Die Geschichte der Hauptstadt“ des Budapester Historischen Museums zu se­hen. Das Kopffragment des Reiters der vernichteten Satué ist ein Memento: es erinnert an die Opfer des ersten Welt­brandes, an die Kriegsverluste Ungarns sowie an die ver­lorengegangenen künstlerischen Träume. VON 1918 BIS 1945 Zur Zeit der auf den Krieg folgenden schweren Wirt­schaftskrise konnte jahrelang nicht an die Aufstellung ei­nes Denkmals, das mit hohen Kosten verbunden war, ge­dacht werden. Natürlich entstanden auch in dieser Periode kleinere Reiterstatuen. Die Hauptfassade des Kinos „Corvin“, welches 1924 der Öffentlichkeit übergeben wurde, schmücken drei Reliefs. Die Kalkstein-Reliefs schuf der schon ältere József Róna unter Mitwirkung seines Schwiegersohnes Lajos Greff, ln der Mitte, über dem Haupteingang befindet sich die Kopie des berühmten Marmorporträts von König Matthias, das Werk eines unbekannten, norditalienischen Meisters aus dem 15. Jahrhundert. Zu beiden Seiten veranschaulicht je ein großformatiges Relief Ereignisse aus der Zeit der Herr­schaft des Königs Matthias Corvinus. Darunter befindet sich keine Inschrift, aber die Themen sprechen für sich. Auf der linken Seite sieht man den Herrscher im Kreis seiner Ge­lehrten und Künstler, auf der rechten Seite begrüßen ihn die Einwohner des eroberten Wien. Auf letzterem be­schwört der Künstler das Bild des berühmten Reiterstand­bildes des Königs in Klausenburg herauf, das János Fad­27

Next

/
Thumbnails
Contents