Zádor Anna: Das klassizistische Pest - Unser Budapest (Budapest, 1993)

dramatischen Kontrasten bei der Behandlung der Flä­chen und Massen, wie sie im Zeitalter des Barocks üblich gewesen waren. Da in CJngarn - und hauptsäch­lich in Pest und Buda - in dieser Epoche die Wirtschaft und die Kultur einen allgemeinen Aufschwung zeigen, führte dies natürlich auch zu einer dynamischen und umfangreichen Bautätigkeit. So beweist eine Anzahl von bestehenden Gebäuden das hohe künstliche Ni­veau des ungarischen Klassizismus. Die Verwirklichung des Hild-Plans war von 1805 an in den Händen der Verschönerungskommission, des­sen geschickte Zusammensetzung die erfolgreiche Tä­tigkeit sicherte. Die Handwerker in der Kommission waren nämlich Zunftsmitglieder - Maurer, Zimmerleute, Steinmetzen - die so in keinen Konflikt mit den Archi­tekten gelangten. Die Architekten haben sich durch ihre höhere Schulung über das traditionelle Zunftwesen er­hoben, ohne dessen Rahmen und Tradition zu verlet­zen. Mihály Pollack (1773-1855) studierte an der Wiener Akademie und lernte bei seinem Halbbruder, der in Mailand als Staatsarchitekt arbeitete. Auch József Hild (1789-1867) - der Sohn von János Hild - ergänzte seine regelmäßigen Zunftsstudien an der Wiener Aka­demie und in Italien. Im Komitee waren auch einige gewählte Mitglieder der Bürgerschaft, der städtische Ingenieur und etliche Mitglieder des Magistrats vertre­ten. Jeder versah die eigene Funktion ohne Honorar, wodurch der störende Einfluß der materiellen Interes­sen beseitigt wurde. Auch so gab es natürlich Streitfra­gen und Entscheidungen, die sich lange hinzogen, aber im allgemeinen funktionierte diese Organisation gut und erfolgreich. Dies war auch in Hinsicht auf die Be­schleunigung und der Bautätigkeit sehr wichtig. Von den Aufgaben abgesehen, die für das Funktio­nieren der Stadt notwendig waren (Instandhaltung der Straßen, Straßenbeleuchtung), bezogen sich die mei­sten Bauanträge auf Wohnhäuser, die sowohl im altem Stadtzentrum als auch in den neuangelegten Straßen das erforderte einheitliche architektonische Ausbildung vertraten. Nach den Bauvorschriften mußten die Ge­simse in derselben Höhe, die Fassaden in derselben Ebene gehalten werden, und es wurden noch andere bauästhetische Forderungen an die Auftraggeber und Architekten gestellt. 8

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