Zádor Anna: Das klassizistische Pest - Unser Budapest (Budapest, 1993)

KlRCHENBAÜ Da es im 18. Jahrhundert in Fest schon mehrere katho­lische Kirchen gab, ist es nicht erstaunlich, daß die erste Kirche, die in unserer Epoche errichtet wurde, die noch heute stehende evangelisch lutherische Kirche am De­ák tér war. Der Bau dieses edlen und einfachen Gebäu­des begann 1799 nach den Entwürfen des Baumeisters János Krauss, aber wegen Geldmangel blieb die Aus­führung mehrmals stecken. Mach dem Tod des Mei­sters übernahm Mihály Pollack seine Aufgabe. Die Hal­lenkirche wurde bis 1805, ihre innere Ausstattung bis 1808 fertiggestellt Der festliche Raum in Weiß und Gold, ohne Empore und Apsis, bedeutete eine neue Form im evangelischen Kirchenbau. (Anstatt des ur­sprünglichen Tonnengewölbes kann man heute eine Kassettendecke sehen, und später wurden Emporen eingebaut, um mehr Platz für die Gemeinde zu gewin­nen. Auch die ursprüngliche Hauptfassade wurde ver­ändert. Der wirkungsvolle Eingang mit dorischer Pfei­lerordnung stammt von József Hild aus dem Jahre 1856.) Das anschließende, auch heute bestehende Schulgebäude mit seiner ruhigen Gliederung repräsen­tiert zusammen mit der 1812 geweihten Kirche die edle Schönheit und eindrucksvolle Einfachheit des frühen Klassizismus. In die Mitte dieser Epoche fällt auch der Kirchenbau der anderen protestantischen Konfession, der refor­mierten. Die Planung und Ausführung des freistehen­den Gebäudes am Kálvin tér (1816) wurde von József Hofrichter (1779-1835) geleitet, der mit seinen guten Fähigkeiten zwischen den Kleinmeistern der Periode hervorragte. Die Bauarbeiten gingen aber so langsam voran, daß beim Tod des Meisters weder der Portikus der Fassade, noch die innere Stukkatur fertig waren. Von 1830 an versah das Gebäude trotzdem regelmäßig seine Funktion. Micht nur der Geldmangel, sondern auch der ungeregelte Ausbildung des räumigen Platzes vor der Kirche verlangsamten die Bauarbeiten. Die Bestimmung dieser relativ fernen Platzes für die­se Kirche scheint ebenfalls darauf zu verweisen, daß man schon in den ersten Jahrzehnten des Jahrhun­derts mit einer Erweiterung der Stadt gerechnet hatte. Dieses Vorhaben trat mit der raschen Bebauung des neuen Stadtteiles, der Lipótváros, noch mehr in den Vordergrund. Die Größe des bebauten Gebietes hat sich vom Anfang des Jahrhunderts bis zu den zwanziger 9

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