Zádor Anna: Das klassizistische Pest - Unser Budapest (Budapest, 1993)

risalit - den Portikus - krönt ein Tympanon mit plasti­schem Schmuck. In der Mitte der Komposition thront Pannónia, flankiert von den allegorischen Figuren der Wissenschaft und der Kunst. Die Idee stammte wahr­scheinlich von Pollack, während die Entwürfe von dem Münchener Bildhauer Schalter, die Modelle von dem Mailänder Künstler Raffaelo Monti angefertigt wurden. Die symmetrische Komposition entspricht den Anforde­rungen der monumentalen Dekoration und schließt den schwungvollen Portikus ab. Monti schuf seine Mo­delle aus Zinkblech, um dadurch das Gewicht der Sta­tuengruppe zu verringern. Das gleiche Verfahren wurde auch bei den korinthischen Säulenkapitellen angewen­det. Wahrscheinlich spielte dabei die Billigkeit des Ver­fahrens eine Rolle, denn wir wissen, daß die ursprüng­lich geplanten Nischenstatuen und die der Dioskuren an den Seitenwänden des Treppenaufgangs aus Geld­mangel weggelassen wurden. Im Gegensatz zur reichen Gestaltung der Hauptfassa­de wurden die Seitenfassaden flach gehalten. Ihre fünf- fenstrigen, durch Lisenen gegliederten Mittelrisalite sind von vierfenstrigen Seitenrisaliten flankiert. Die hintere, östliche Fassade ist stärker betont: ihr achtfenstriger Mittelrisalit wird von kannelierten Pfeilern zusammenge­faßt. Damit wird - etwas zurückgehaltener, und mit weniger Plastizität - die Gestaltung der Hauptfassade wiederholt. Vom majestätischen Äußeren gelangt man in das Innere, das von gleicher Stimmung, aber von noch edlerer künstlerischer Ausstattung ist. Pollack war ein bedeutender Raumgestalter, wenn sich ihm dafür die Gelegenheit bot. Im Nationalmuseum gestaltete er je eine besonders wirkungsvolle Flucht von Räumen im Clnter- und im Obergeschoß. Durch den Haupteingang ins Innere tretend, finden wir uns in einem rechteckigen, mit dem Portikus paral­lelen Raum, der mit freistehenden Säulen in einen grö­ßeren mittleren und zwei kleinere seitlichen Teile ge­trennt wurde. Die Achse des mittleren Teiles setzt sich in einem mit Säulen umgegebenen kreisförmigen Raum fort, der von einer flachen Kuppel gekrönt wird. Daran schließen sich kleinere doch sorgfältig ausgestal­tete luftige Nebenräume an, durch die man zur großen Haupttreppe gelangt, deren Innenausstattung aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt. Das Trep- penhaus ist mit Fresken von Károly Lotz und Mór Than dekoriert, deren Auffassung und künstlerische Mittel schon den Historismus vertreten, ihre Themen verkün­22

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