Molnár József - Szilas Péter: Abendlichter - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Anfangs spendeten diese Lampen nur ein geringes, schwaches Licht. Deshalb bemühte man sich, etwas zu erfinden, das die Flamme der Straßenlampen stärker leuchten ließ. Leger, ein geschickter Franzose, ersann den flachen Lampendocht, der viel mehr öl aufsaugen konnte, wodurch die Lampe unvergleichlich heller leuchtete als ein Licht mit gewöhnlichem Docht. Noch wesentlich übertroffen wurde diese Lösung von der raffinierten Erfindung eines anderen Franzosen na­mens Argand, der sich den sogenannten Rundbrenner ausdachte. Letzterer hatte einen hohlen Docht, der dem Inneren der Flamme Luft zuführte, so daß die Flamme größer und das Licht stärker wurden. Der Argandbren- ner, der die Beleuchtung geradezu revolutionierte, wur­de - nicht zufällig - 1789, eben in dem Jahr, in dem die französische Revolution ausbrach, erstmals verwen­det. Die Kunde von dieser neuen Lampe gelangte auch in die ungarische Hauptstadt, und bereits 1830 be­leuchteten 37 Argandbrenner die Straßen von Buda­pest. Insgesamt gab es damit zu jener Zeit 1 378 Stra­ßenlampen in der Hauptstadt. Die Betriebskosten für die Rundbrenner lagen allerdings fünfmal so hoch wie bei den gewöhnlichen Öllampen. Die Bürger der Stadt waren natürlich trotzdem mit der öffentlichen Beleuch­tung immer noch nicht zufrieden, mußten sie doch mitansehen, wie sich zum Beispiel die Künstler des Nationaltheaters nach ihrem Auftritt den Heimweg mit zwei Kerzen beleuchteten. Die Zahl der Straßenlampen nahm zu, die Ausgaben stiegen, und die Beschwerden nahmen dennoch kein Ende. Da entschloß sich der Rat von Pest, die nächtliche Straßenbeleuchtung auf dem Wege einer öffentlichen „Ausschreibung“ in Pacht zu geben. Der Pester Bürger Vilmos Tekusch übernahm es, die Straßen der Stadt von Oktober bis März allnächtlich und von April bis Ende September monatlich mit Ausnahme der sieben Vollmondnächte von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen zu beleuchten. Die Stadt übergab dem Pächter die Lam­pen, unter der strengen Bedingung, daß bei Nichtan- zünden oder vorzeitigem Löschen der Lampen Buß­geld zu zahlen wäre. Beharrliche Versuche führten in London 1807 zur Einführung der Gasbeleuchtung. Im Juni 1816 zündete der Verwalter des Ungarischen Nationalmuseums in Pest - zur großen Überraschung der Wissenschaftler - im Museum die erste Gasflamme an. Ein Pester Bankier kaufte sich einen eigenen „Gaskocher“ und installierte an der Mauer seines Hauses eine Gaslampe. Bald wur­5

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