Gál Éva: Die Margareteninsel - Unser Budapest (Budapest, 2000)

Römer die Insel nicht in das Limes-Festungssystem ein­bezogen hätten. Einige Historiker und Archäologen des 19. Jahrhunderts hielten die am nordwestlichen und am östlichen (Jfer der Insel bei niedrigem Wasserstand gut sichtbaren Mauerreste für Fragmente aus römischer Zeit. Die Ausgrabungen des 20. Jahrhunderts konnten diese Annahmen bisher jedoch nicht bestätigen. Sehr wenige - wahrscheinlich sekundär eingebaute - Steindenkmäler römischer Herkunft wurden auf der Insel gefunden. Trotz­dem könnte man sich vorstellen, daß sich am nördlichen sowie am südlichen Ende der Insel Brückenkopf-Bauten römischer Herkunft befunden haben, wenn ihre Spuren bis heute auch verschwunden sind. Die Margareteninsel ist erst in den Jahrhunderten nach der Landnahme der tlngarn richtig in die Geschichte ein­getreten: schriftliche und archäologische Spuren können nicht weiter als bis zum Ende des 12. Jahrhunderts zu­rückverfolgt werden. Vorher mag sie wohl so ähnlich wie die übrigen, mit Gestrüpp bewachsenen Schüttinseln der Donau ausgesehen haben. In den schriftlichen Quellen aus Ungarn kommt die Insel zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahre 1225 vor, in welcher König Andreas II. das ganze Gebiet der Hasen- Insei der Sankt Michael Propstei des vor kurzem hier an­gesiedelten Prämonstratenser-Ordens schenkte. Dem Na­men nach war die Insel vorher wohl Jagdgebiet, wahr­scheinlich in königlichem Besitz. Darauf weist die Tat­sache hin, daß Ende des 12. Jahrhunderts sich hier auch eine königliche Hofstätte befand: König Emmerich, der von 1196 bis 1204 regierte, hatte hier mehrmals Hof gehalten. Die erste Blütezeit der Margareteninsel begann Ende des 12. Jahrhunderts und kam Mitte des 13. Jahrhun­derts zur richtigen Entfaltung. Damals wurden auf der Insel bedeutende kirchliche und königliche Bauten er­richtet, in welchen sich dann auch wichtige historische Ereignisse abspielten. Zwar setzte Ende des 13. Jahr­hunderts der Verfall ein, die kirchlichen Institutionen, die Anwesenheit der Mönche und Nonnen dominierten je­doch auch weiterhin auf der Insel, ganz bis zur türki­schen Okkupation, als - spätestens 1541 - die Bewoh­ner der Klöster endgültig von hier flohen. Formell hielten 9

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