Gerle János: Paläste de Geldes - Unser Budapest (Budapest, 1994)

sen und des Kreditsystems, d. h. er regelt sie rechtlich. Im antiken Griechenland waren die Tempel und die zu ihnen gehörenden Schatzkammern, die Thesauren (= Tresore) die Aufbewahrungsorte von Geschenken und Kriegsbeute; die Desakralisierung der Bankangelegen­heiten und ihre Funktion in Form eines Netzes mit Privatinteressen erreichte im Römischen Reich jedoch schon eine ausgebildete Organisationsform. Rom wur­de zum Zentrum internationaler Kreditangelegenheiten, seine Bankiers gelangten dank ihrer unentbehrlichen Rolle in der staatlichen Wirtschaftspolitik in hohe Macht­positionen, wie z. B. Pächter der Steuern und des Zolls der Provinzen. Im Mittelalter entstand dann das selbständige und öffentliche monetarische Institutionssystem. Der Schauplatz blieb weiterhin Italien. Die erste Bank wurde 1157 in Venedig eröffnet. Die Frankfurter Bank z. B. wurde erst 250 Jahre später gegründet, als die Mitglie­der der florentinischen Geldwechsler-Zunft schon auf jedem wichtigen europäischen Markt anwesend waren. Der Architekt Vilmos Magyar (seine 1935 erschienene Biographie von Ignác Alpár ist eine wichtige Quelle der ungarischen und internationalen Bankgeschichte - ich habe sie ebenfalls verwendet) schreibt folgendermaßen über jene Zeit: Das Recht der Münzprägung praktizierten Städte, Aristokraten, Kirchen und Fürsten. So war vielerlei Geld im Umlauf und auf Märkten und Jahrmärk­ten waren Geldwechsler sehr vonnöten, die ihr Gewerbe auf Tischen (Banken) ausübten, welche sie auf den Märkten aufstellten. Die öffentliche Si­cherheit ließ zu wünschen übrig. Deshalb nahmen die Händler auf ihre Reisen nicht Geld, sondern Zahlscheine, Wechsel mit sich. Leihangelegenhei­ten wickelten ebenfalls die Geldwechsler ab, die nicht viel von Repräsentation hielten. Ganz im Ge­genteil, sie verkrochen sich in kleine, dunkle Win­kel, damit sie arm wirkten. Ängstlich versteckten sie ihren Besitz, das Bankiersgewerbe, welches an die Person und nicht an den Besitz gebunden war, präsentierten sie als Hebenbeschäftigung. Im Mittelalter erfolgte auch der bisher letzte Versuch einer von christlichen Idealen gelenkten, von jedem persönlichen Interesse freien internationalen Geldpoli­tik. Die Mitglieder des Templer Ritterordens - alle hat­ten ein Armutsgelübde abgelegt! - hielten im 13.-14. Jahrhundert mit ihrem riesigen Vermögen praktisch die 8

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