Gerle János: Paläste de Geldes - Unser Budapest (Budapest, 1994)

ten und vergrößerten Stilelemente, die Muster der alten ungarischen Stickerei und Holzschnitzerei sich vom Formenschatz anderer Völker unterscheiden, sondern weil wir auch unter den zur Zeit der Jahrhundertwende weltweit aufblühenden nationalen Stilbemühungen nichts ähnliches finden. Die die nationalen Eigenarten betonenden regionalen Tendenzen waren überall dem Historismus entwachsen, da sie jeweils das Erinne­rungsmaterial einer dafür geeignet geglaubten ruhmrei­chen oder charakteristischen historischen Epoche als Quelle betrachteten. Solche waren die neo-russischen, neo-byzantinischen, neo-wikingischen, neo-germani­schen, neo-normannischen und ähnliche Richtungen. Daneben soll noch die eigenartige Bewegung, welche auf der lokalen Volksarchitektur beruht und diese an moderne Funktionen anpaßt, erwähnt werden. Es ist eine selbständige europäische Richtung, deren Vertre­ter in Cingarn Károly Kös war. Die Besonderheit Lech- ners gegenüber all diesem war, daß er sich nicht auf Architeldur-Vorbilder stützte, sondern auf einen auf dem Gebiet des Kunstgewerbes erscheinenden Formen­schatz - auf eine Sprache, die er zum Zweck der Archi­tektur in neue Dimensionen erheben mußte. Dadurch unterscheidet er sich auch scharf von den Stilzeichen der zeitgenössischen Meister der Sezession und der Art nouveau. Seine Kunst setzt sich einerseits aus der mo­dernen funktionalen Anschauungsweise und den Struk­turen, anderseits - in der Ornamentik - aus der Anwen­dung individueller Art eines den Volksgeist ausdrücken­den Formenschatzes und einer aus persönlichen Quel­len gespeisten Bereicherung zusammen.) Weiteres Detail aus dem oben zitierten Artikel: Wenn auf etwas der Ausspruch von der eingefrore­nen Musik zutrifft, dann auf die wunderschöne Giebelwand und den einen wahren Zeichentau­mel verkündenden Aufsatz. Dieser Aufsatz zeugt von jener Freude, welche in der Kunst die Auffin­dung des ungarischen Rhythmus erzeugte. Er krönt das Haus, wie die Erkennung dieses Rhyth­mus die Bemühungen der ungarischen Dekora­tionskunst krönt über dem bewegten Aufsatz, der die Fassade be­schließt, ist die Dachform voller die Grenzen des Surrea- len streifenden plastischer Spiele zu sehen - wenn auch nicht vor dem Gebäude stehend, so doch aus entfernte­ren Straßen oder von Dächern. Auf den Spitzen der beiden Seitentürme über den zwei Ecken des Gebäu­25

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