Gerle János: Paläste de Geldes - Unser Budapest (Budapest, 1994)

Joseph, ein begeisterter Befürworter der Bankgrün­dung. Die zum hundertsten Jahrestag der Bank heraus­gegebene Festschrift beschreibt detailliert, wie am 30. April 1842 im prunkvollen Palast des Pester bürgerli­chen Handels-Vereins (Fertigstellung 1830), dem späte­ren Lloyd-Palast, die Gründungsfestlichkeit stattfand. (Heute steht das Hotel Atrium-Hyatt an diesem Ort.) Die ersten Büros der Bank befanden sich damals im ersten Stock; das Peronal bestand aus einem Kassierer, einem Buchhalter, einem Hilfsbuchhalter und einem Bürodie­ner. Das Bargeld der Bank wurde in einer eisenbeschla­genen Lade aufbewahrt, im Movember 1842 betrug es 72 Tausend Pengőforint. Begründer der Bank war Mó­ricz tlllmann, Direktor Ferencz ürményi. (Ein 1844 an den Palatin Joseph geschriebener Brief des Bankdirek­tors zeugt von wirklicher sprachlicher Perfektion.) Die Bank wurde immer wohlhabender und bot jun­gen ungarischen Aktiengesellschaften bedeutende Dar­lehen: u. a. der Zentralen Eisenbahngesellschaft, wel­che die erste öffentliche Eisenbahn baute, oder der Pester Walzenmühlen-Gesellschaft. Der zur Zeit des Freiheitskrieges 1848 ernannte neue Finanzminister, Lajos Kossuth, hatte nicht bloJ3 eine fast leere Staatskasse geerbt, sondern auf seinen Schultern lasteten auch die Finanzierungsprobleme der außeror­dentlichen Verteidigungsausgaben. Die Pester Ungari­sche Kommerzial-Bank gab im Rahmen ihres Vertrags mit dem Finanzminister zuerst Ein- und Zweiforint- Banknoten, schließlich in wirtschaftlicher Bedrängnis ungedeckte Fünf-, Zehn- und Hundertforint Kossuth- Banknoten heraus. 1848 kam aus der in der damaligen Käroly-Kaserne (heute Rathaus) eingerichteten Drucke­rei Papiergeld, das auch den Namen der Kommerzial- Bank trug, in Umlauf. Nach der Niederwerfung des Freiheitskampfes wurden nach einer kurzen Umwechs- lungs-Frist die Kossuth-Banknoten unter militärischer Aufsicht auf dem heutigen Deák tér verbrannt. Die durch die materiellen Ansprüche der österreichischen Schatzkammer ruinierte Bank hätte Wien gerne aufge­löst, um sie durch eine Pester Filiale der Österreichi­schen Nationalbank zu ersetzen. Diese Filiale wurde 1851 auch eröffnet, der Direktion und Generalver­sammlung gelang es jedoch, die Kommerzial-Bank zu erhalten; 1854 befreite sie der Gnadenerlaß Franz Jo­sephs von den wirtschaftlichen Folgen der Finanzpolitik die den Freiheitskrieg unterstützt hatte. Auf dem einstigen Színház (heute Vörösmarty) tér wurde 1861 der erste selbständige Palast der Pester 15

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