Gerle János: Paläste de Geldes - Unser Budapest (Budapest, 1994)
Ungarischen Kommerzial-Bank erbaut, und zwar an die Stelle des damals abgerissenen Dreißigstelzollamts. In dem von József Hild entworfenen Gebäude wurde zur selben Zeit mit der Bank auch das Privorszky-Kaffee- haus eröffnet, welches 1870 dann Henrik Kugler kaufte. Von ihm erbte es sein Schwiegersohn Emil Gerbeaud, nach dem die Konditorei auch heute noch heißt. Gleichzeitig mit der Kommerzial-Bank wurde auch die Budaer Sparkasse am Ende der Fő utca in Richtung Tunnel erbaut. Das zweistöckige Haus von edlen Proportionen und mit damals neuartiger Steinverkleidung wurde im Zweiten Weltkrieg leider von einer Bombe getroffen und 1949 bis auf die Arkadenreihe im Hof abgetragen. Jahrzehntelang gab es inmitten dieser surrealistischen Szenerie das Café „Kettenbrücke“. Seit Schließung des Cafés ist der übriggebliebene Rest dieses von Miklós Ybl entworfenen Gebäudes mit seinen herrlichen Steinmeißeleien, die charakteristisch für den Übergang von der Romantik zur Neorenaissance sind, wieder zur Ruine geworden, tlrsprünglich funktionierte die Bank nur im Erdgeschoß des Gebäudes, darüber waren Wohnungen. Wie viele kleinere Banken existierte sie verändert und unter anderem Namen weiter, und zwar als Vereinte Budapester Hauptstädtische Sparkasse. Fäys Bank, die Pester erste Vaterländische Sparkasse, veranstaltete 1858 ein Preisausschreiben für den Bau ihrer neuen Zentrale Ecke Egyetem (Károlyi Mihály) und Reáltanoda utca. Clnter den vierzehn Bewerbern befand sich auch Frigyes Feszi, seinen Plan (der durch Glück zufällig erhalten blieb) fertigte er vor dem Entwurf der Redoute an. Ob Miklós Ybl an dem Wettbewerb teilgenommen hat, wissen wir nicht; jedenfalls erhielt er einige Jahre später den Auftrag für den Entwurf, und 1868 war der Palast dann auch fertig - mit dem wahrscheinlich schönsten Treppenhaus der ganzen Hauptstadt. Heute ist dies eine der traurigsten Ansichten von Pest; das zehn Jahre leer stehende, unbenützte Gebäude von unbestimmtem Schicksal verfällt immer mehr, es wurde zum Denkmal der Herrenlosigkeit im Herzen einer sich erneuernden Innenstadt. Das unter anderem als österreichisch-ungarisches Kulturzentrum oder als Corvin-Üniversität in Erwägung kommende Gebäude ist zur Zeit idealer Schauplatz für Dreharbeiten oder alternative künstlerische Aktionen. Das Erdgeschoß der Straßenflügel diente dem Klientenverkehr, und im separaten Gebäudeteil im Hof (1884 durch ein Stockwerk ergänzt) befanden sich die prunk16