Gerle János: Paläste de Geldes - Unser Budapest (Budapest, 1994)
dert an bildet einen entscheidend beeinflussenden Faktor des gesamten wirtschaftlichen Lebens, daJ3 jedes Sparbuch Profit produziert, da die Banken durch ihre Kapitalkonzentration den Kreditmarkt beherrschen. Das ohne jede aktive persönliche Teilnahme Zinseszins produzierende Kapital wird selbst auch zur Ware; einige Wirtschaftswissenschaftler sind der Ansicht, daß dies der Grund der Kathastrophe sei, welche die an einem ständigen Wachstumszwang leidende Weltwirtschaft bedroht. Als in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sich das Netz der Banken mit landesweiter Kompetenz ausgebildet hatte und die lokalen Sparkassen wie Pilze aus dem Boden schossen, kristallisierte sich auch der Grundtyp des modernen Bankgebäudes, seine innere funktionale Ordnung heraus: im Mittelpunkt befand sich der prachtvolle Kassensaal, wo der äußere und innere Verkehr einander in Form der verschiedensten Geldmittel berührten. Es gibt wenige ähnliche architektonische Aufgaben, wo es so offensichtlich wird, daß die architektonischen Mittel gleichzeitig auch Mittel der Überzeugung sind. Im Kassensaal muß der Klient fühlen, daß er am richtigen Ort ist, daß die Institution verläßlich ist, d. h. entsprechend wohlhabend; außerdem, daß sein Geld seinen Erwartungen entsprechend verwendet wird. Zu all diesem gehört ein den Eigenarten der Epoche und der Bank entsprechendes Zeichensystem von Formen, Materialien und Symbolen. Von den meistbenutzten Symbolen wollen wir das wichtigste hervorheben: die Figur des Merkur! Seine charakteristische Gestalt erscheint auf Fassaden als Statue, im Inneren der Gebäude meist auf bunten Bleiglasfenstern: er ist ein kräftiger Jüngling, dessen BekleiMosaikbilder im der Vorhalle der Pester Ungarischen Kommerzialbank (Innenministern) 11