Kocsis Irma: Kneipentour - Unser Budapest (Budapest, 1993)
Cl László utcai Kocsma Kneipe in der Ulászló utca XI. Bartók Béla út 86. Die fundamentalste Kneipe der Stadt. Der Bus hält an der Ampel, daß man den alten Männern eben in die Hälse schauen kann, in denen der gespritzte Wein verschwindet. Sie stehen da vor den vielen runden Rasierspiegeln, die in Kopfhöhe angebracht sind, und mustern sich nachdenklich. Mich zieht es zur Hinterhoftür, zur Luft, raus aus dem Gestank. Ich blicke zurück auf das Aktfoto von Ilonka Szép, schaue hinauf zur Straße. Grün. Der Bus verabschiedet sich schnaubend und qualmt davon. Borpatika Weinapotheke XI. Bertalan Lajos utca 26. Eine Kellerkneipe, nicht weit von der Redaktion der Zeitschrift Mozgó Világ, Bewegte Welt (der alten!). Hier gibt es die besten und größten Sandwiches. Vierzig verschiedene Sorten. Auch oben im Kühlpult gibt es einen Haufen davon, wunderbar. Man muß vorsichtig sein, darf sich nicht von ihnen aufhalten lassen wie vom Gesang der Sirenen, sonst kommt man nicht in den Keller. Keine Angst, auch im Keller gibt es einen Tresen mit Sandwiches. Ein Geheimnis von Pest. Drönk XI. Bartók Béla út 17. Der Name ist ein Mosaik aus den Worten Drink und rönk, Klotz. Ein aus Holzklötzen erbauter Keller. Es empfiehlt sich, beim Eintreten ins Kollegium zur Steigerung des Lebensniveaus der Pförtnerin beizutragen, darauf wird man im Drönk aufmerksam gemacht. Man pflegt dieses Verhältnis, weil sie die Personalausweise aller Leute sehen will, die ins Kollegium kommen. Sind wir vorbei an der Dreiköpfigen, dann gehts hinunter in den Keller. Krankenhausähnliche, weißgekachelte Gänge führen kreuz und quer bis zu einer Tür, die in noch tiefere Tiefen führt, dann gelangt man zu einer Holztreppe, auf der man sich hinuntertasten kann ins Drönk, zu den Studenten. Ein Unterschlupf. 45