Kocsis Irma: Kneipentour - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Rózsa citcai Tabdi Borozó Weinkeller Tabdi in der Rózsa utca VI. Rózsa utca 48. Ein Keller. Im ersten Raum der Tresen, dann rechts zwei rohrförmige, kleine Räume voll alter Leute. Noch habe ich nicht herausbekommen, ob zwischen den beiden Röhrenge­sellschaften ein heimlicher ünterschied besteht, oder ent­scheidet hier etwa der reine Zufall, puff. Aus Butterbrotpapier halten sie hier gemeinsam ihr zweites Frühstück, auch geben sie sich gegenseitig Happen ab. Es wird gewitzelt: - Iß doch, Münikferi, bitte, einen Happen, du Rindvieh, jß doch, mein Franzilein. Helvécia (Pince) Borozó Weinkeller FIelvecia VI. Eötvös utca 23/B. Eine anspruchsvolle Kneipe, die Atmosphäre ist nicht sonder­lich familiär. Schöner als die übrigen, aber in der Weite geht irgendwie die Wärme verloren. Apropos warm. Neben dem Heizkörper gibt es einen guten Stehplatz. Im übrigen ist der erste, gewaltige Raum mit großen Holztischen und Bänken eingerichtet, im hinteren Zimmer wird wieder Rexbillard ge­spielt. Der eben amtierende Chef erzählte mir einmal von einem Alten, der immer drei Brillen trug, aber auf einmal. Eine, um überhaupt zu sehen, eine zum Lesen und die dritte speziell zum Kreuzworträtsellösen. Er kann kaum sprechen, aber der Chef versteht ihn. Wenn der mit den drei Brillen sagt Giwiflaschna, dann bedeutet das: gib mir einen Pflaumen­schnaps. Er sammelt gewöhnlich die Gläser auf den Tischen ein. Nur manchmal gibt es Gäste, denen er zu wenig vornehm ist. Der Chef hat ihm schon öfters vorgeschlagen, mit ihm zu fusionieren. Er gibt ihm das Geld für die Rätselzeitung Füles, der Alte hat die Rätsel zu lösen. Nun ist er schon seit Monaten nicht mehr unten gewesen, er hat Schulden hier. Dabei zahlt er normalerweise alles zurück. Man sollte ihn im Partizán suchen. 20

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