Szatmári Gizella: Das Burgviertel - Unser Budapest (Budapest, 2001)
sims hingegen befinden sich nur Kopien: die originalen, empfindlichen, farbigen Sandsteinfiguren werden im Kis- celler Museum aufbewahrt. Etwas höher schweben zwischen den Wolken Engel, auf der Spitze des Pfeilers hingegen thront die Dreifaltigkeit. Die Vorgeschichte und Umstände der Aufstellung der Säule erzählen die Reliefs unter dem Gesims. Sie „illustrieren“ die Schrecken der Epidemie, führen uns die Gestalt des reumütigen Königs David vor Augen, zu welchem der Herr, sich seiner erbarmend, Engel schickt, die das Ende der Gefahr verkünden, und sie zeigen außerdem, wie die Denkmalsäule gebaut wird. Die Reliefs stammen von Antal Hörger. (Seine Arbeit ist auch die Statue der Immaculata in der Wasserstadt, die gegenwärtig - restauriert - den Mária tér ziert.) 1916 wurde anläßlich der Krönung Karls IV. nach Plänen von Móric Pogány ein neobarockes Podium um die Säule herum aufgestellt - jedoch nur aus provisorischem Material. 1925 wurde das Podium dann aus Kalkstein neu gemeißelt und endgültig an die Säule angeschlossen. Auch das alte Rathaus an der Westseite des Szentháromság tér steht auf gotischen Grundmauern. In seinem Toreingang zitieren schöne spitzbogenförmige Sitznischen vergangene Zeiten. Der kaiserliche Baumeister Venerio Ceresola errichtete 1692 den nordöstlichen Flügel, indem er die Reste von drei kleineren mittelalterlichen Häusern verwendete. (Ceresola arbeitete seit 1686 in Buda und hatte mehrere Häuser am Dísz tér gebaut, außerdem die Zunft der Budaer Maurer und Steinmetze gegründet. Als bedeutender und anerkannter Meister nahm er 1700 sogar die Funktion des Vizebürgermeisters ein.) Andere Quellen setzen den Beginn der Bauarbeiten in das Jahr 1702. Das Rathaus wurde von Johann Hölbling, Senator von Buda und Hausbesitzer in der Úri utca, erweitert. 1714 befand sich im ersten Stock des Rathauses auch eine kleine Kapelle, deren Maurerarbeiten von Hölbling, die Skulpturen des Altars aber von Antal Hörger stammten. Die Bürger hatten verlangt, daß die Reliquie des Almosenempfängers Sankt Johannes (König Matthias hatte sie persönlich vom Sultan erhalten, sie war nach der Niederlage von Mohács nach Pozsony gebracht worden) nun zurückgebracht würde nach Buda, deshalb die Kapelle. 37