Szatmári Gizella: Das Burgviertel - Unser Budapest (Budapest, 2001)

die an die Runenschrift erinnern und auf den Meister deu­ten. Die Freskofragmente aus dem ersten Stock wurden abgelöst und im Museum untergebracht. Schon sind wir am Szentháromság tér (Dreifaltig­keits-Platz). Von hier führt in Richtung Christinenstadt die Szentháromság utca (Dreifaltigkeitsgasse), deren wichtigstes und schönstes Gebäude das sogenannte alte Rathaus ist (das neue werden wir am Kapisztrán tér bei Spaziergang Nr. 4 kennenlernen). Die eine Seite der klei­nen Gasse wird von der Hauptfassade des Gebäudes ganz eingenommen. Die Uhr des kleinen barocken Turms zum Platz hin zeigt heute nicht mehr die genaue Stunde (Geschichte siehe bei Spaziergang Nr. 3). Das kleine Haus der bekannten Konditorei Ruszwurm (Szentháromság utca Nr. 7) hat seine barocke, mit Zopfstil-Elementen verzierte Fassade nach dem Neubau im Jahre 1698 erhalten. Am Schlußstein des Korbbo­gen-Tors steht ein Löwe, einen Zaum haltend - ein Hin­weis auf den Beruf des damaligen Hausbesitzers Vencel Hirschl, der wohl so starke Riemen herstellte, die auch einen Löwen im Zaum halten konnten. Im Toreingang sind noch die gotischen Sitznischen zu sehen, im Hof eine barocke Kellertür, an deren Schlußstein Bacchus auf einem Faß reitet. Schon zu türkischen Zeiten soll es hier Pogatschen-, später Kuchenbäcker und Halwaverkäufer gegeben ha­ben. Die heutige Konditorei wurde von Ferenc Schwabl gegründet. Seine Witwe heiratete Lénárt Richter, der dann 1827 die schöne Empire-Einrichtung der Kondito­rei vom Bildhauer Lőrinc Dunaiszky entwerfen ließ. Die prächtigen Möbel aus Kirschholz mit Mahagoni-Intarsien fertigte der Tischlermeister Krautsiedler an. Die Sonnen­strahlenuhr mit zwei Säulen und auf beiden Seiten von Engeln bewacht wurde mit echtem Gold überzogen. Sie begrüßt den Eintreten gleich gegenüber vom Eingang. Die Konditorei war sehr beliebt, es heißt, daß sie sogar an die Küche des Palatins lieferte, Erzherzoginnen und andere Persönichkeiten des Hofes sich von hier Süßig­keiten kommen ließen. Der Tradition nach soll Antal Müller, ein späterer Besitzer, zum ersten Mal die soge­nannten „Linzer“ gebacken haben, die nach dem aus dem Gefängnis des Neugebäudes bekannten 1848er Ober­27

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