Bodor Ferenc: Die Pressos der Stadt - Unser Budapest (Budapest, 1992)

TeAVIRÁG (TEEBLÜTE) In der neulich umgetauften Haupstraße von Óbuda, versteckt im Taumel staubbedeckter Baugerüste, vom Wind aufgebläh­ter Plastiktüten, halb verwitterter Zigarettenstummel und rund um die Uhr geöffner Supershops, blüht im Benzindampf der Stadt ein Espresso-Essay. Langsam und träge schleppt es sich voran wie ein alter, weiser Kellerkäfer, und genau dies ist schön. Direkt am Eingang gehörten zwei mit Gittern ge­schmückte Stehtische sofort unter Denkmalschutz gestellt, von der Wand könnte man mit Hilfe eines Tomographgerätes Rauschichten vergangener Jahrzehnte aufdecken, ganz unten die der in den fünfziger Jahren beliebten Zigarettensorte Terv (Plan). Der kleine, sich in die hintere Dunkelheit verlierende, blinddarmartige Teil birgt viele Geheimnisse. Über die Tische bücken sich nebelumhüllte Gestalten, dicke aus slowakischen Gasthöfen bekannte Zahnputzbecher blinken dann und wann auf, Lampengirlanden hängen wie volkstümlicher Perlen­schmuck aus dem siebenbürgischen Kalotaszeg von oben herab. Das Leben is hier sogar vormittags sprudelnde Freude, ln der Gestalt des runden, Mülleimers dringt in die Welt der Erwachsenen das Barbie-Gefühl ein. III., PACSIRTAMEZŐ ü. 34. Teauirág 14

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