Gerle János: Die Jahrhundertwerde - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Fatrona Hungáriáé die Huldigung der Volksrepräsentanten und bedeutsamer Gestalten der ungarischen Geschichte emp­fängt. An und in beinahe allen bedeutenden Kommunalge­bäuden aus dieser Zeit finden sich Arbeiten von Miksa Róth, der sehr viel mit den Malern der die präraffaelitische Linie verfolgenden Künstlerkolonie von Gödöllő zusammenarbeite­te. Viele seiner Arbeiten waren international erfolgreich ausge­stellt, manche von ihnen ist heute noch im Ausland zu sehen. Das Gebäude Nr. 5 entstand 1912 als letztes Stück dieses Ensembles nach den Entwürfen von Béla Lajta. Bedauerliche­rerweise hat dieses als Repräsentant der prämodernen Archi­tektur vor dem Ersten Weltkrieg geschützte Gebäude selbst in der letzten Zeit durch geschäftliche Clmgestaltungen an Wert verloren. Die Ornamentik des Hauses und die inzwischen zerstörte Einrichtung der Musikhandlung Rózsavölgyi entwarf Lajos Kozma, der damals mit Lajta arbeitete und bei der Verbreitung der künstlerischen Methoden der Wiener Werk­stätte in Ungarn eine Schlüsselrolle spielte. Die geometrische Stilisierung folkloristischer Motive hat eine Dekorationskunst hervorgebracht, die von der Volkskunst ganz und gar unab­hängig ist und in manchen Stücken der Formenwelt Joseph Hoffmanns gleicht. Man vergleicht den Charakter der Fassade öfters mit dem in Österreichs Hauptstadt ehedem als bahn­brechend neuartig geltenden Haus Adolf Loosens am Michae- ler Platz. Tatsache ist, daß Lajta, der ziemlich viel reiste, länge­re Zeit in England und Deutschland verbrachte, ehe er sich in die Lehre bei Lechner begab und die volkstümliche Archi­tektur gründlich erforschte, mit Adolf Loos in unmittelbarem Kontakt gestanden hatte. Auffälig am Gebäude ist die statt der bis dahin ausschließlichen Betonung der Horizontalität mit Nachdruck hervorgehobene Vertikalität sowie das Gleichgewicht schmuckfreier Flächen und betont dichtdekorierter Elemente. Vom Martinéin tér auf die Bécsi utca hin lohnt es sich, vor dem Gebäude Kristóf tér 6 stehenzubleiben. Das von Albert Körössy und Géza Kiss entworfene Wohn- und Geschäftshaus (1910) ist ein eigenartiges Ensemble puritanisch geometri­scher Zierkunst und national-romantisch dargestellter Figu­ren aus der Landnahmezeit. An der West- und Nordseite des Erzsébet tér befinden sich einige weitere, diesmal weniger klassizistische, mit ihren Verzierungen eher den Biedermeier- Stil beschwörende Häuser (Erzsébet tér 3 und 5, Harmincad utca 6, József Attila utca 18), darunter verdient die Große Halle der Botschaft Großbritanniens (ehemals Kassenraum der einstigen Nationalbank AG) Beachtung. Durch die József Attila utca gelangt man zum Roosevelt tér. Gleich an der Ecke stand das Zentralgebäude der ehemaligen Pester Ungarischen Handelsbank (Zsigmond Quittner und Ignác Alpär, 1906-1907). Voriges Jahr ist es mitsamt der 22

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