Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

niederere Bahn unter der Decke mit horizontal gestreifter Thermolux-Verglasung, damit die weiter entfernten Teile der Säle eine „intensivere Lichtstreuung gewin­nen". Die Fensterbahnen werden an zwei Stellen — in sorgfältig abgewogener Proportion - durch größere Glaswände unterbrochen, mit Baikonen zum Aus­ruhen. Die Hauptfassade blieb unvollendet, da man des Krieges wegen die wärme­mindernde Verkleidung an der Südseite nich mehr beenden konnte. (Die hellgel­ben emaillierten Metallplatten hätte man mit einem durchlüftungsichernden Luft­spalt vor die Fensterbrüstungen montiert.) An die Wand der Vorhalle des Fabriks­gebäudes kam ein großformatiges (in seiner Technik modernes) Mosaik von Eszter Mattioni, welches die Entdeckung und Lieferung des Kakaos darstellte. In der ersten Phase entstanden ausser dem Hauptgebäude das Eisen-Glas-Kon- struktion-Kesselhaus und das würfelige Lagerhaus. An der Seitenfassade über dem Eingang des Hauptgebäudes befinden sich Rundfenster, am Lagerhaus ein Raster von kleinen viereckigen Fenstern. Die künstliche Beleuchtung der niederen Lager­geschosse wird durch Löcher in den Pilzdecken gelöst: die versenkten Lampen be­finden sich hinter oben begehbarem und unten durchsichtigem Glas. So kann eine Lampe zwei Stockwerke schattenlos beleuchten. Leider wurden die späteren Ab­schnitte nicht mehr den Originalplänen gemäß verwirklicht. Die Gebrüder Olgyay versuchten sich nach 1945 den neuen Verhältnissen anzupassen — hatten auch Ausschreibungserfolge und Aufträge —, doch schliesslich entschlossen sie sich, ihr Glück in Übersee zu versuchen: 1948 wanderten sie nach Amerika aus. Sie nahmen das englischsprachige Klischee des eleganten Büchleins, welches über ihr bisheri­ges Wirken neu erschienen war, mit und gaben es in den Staaten von neuem her­aus — mit einer Einleitung von Marcel Breuer. Bald finden wir sie an der Princeton Universität, wo sie ihre in Ungarn begonnenen Forschungen bezüglich der umwelt­bewussten Architektur fortsetzen. Neben zahlreichen Studien fassten sie die Er­gebnisse ihrer gesamten Forschungsarbeit in zwei Büchern zusammen: Solar Control & Shading Devicei und Deiign with Climate, beide erschienen bei Prin­ceton University Press, 1957 bzw. 1963. Diese Bücher wurden beide weltweit zu unentbehrlichen Handbüchern des Universitätsunterrichts und der Architek­tenbüros. In Amerika werden die Olgyay-Brüder zu den Pionieren der energie- und umweltbewussten Architektur gezählt, aber man weiss kaum etwas über ihre in Ungarn verwirklichten frühen Werke. Auch deshalb wäre es wichtig, ihre Arbeiten möglichst in ihrem Originalzustand zu bewahren. Vor kurzem konnte man hören, dass die Stühmer Fabrik verkauft werden soll und der neue Besitzer sie abreissen wolle, da er das nahe des Millenniumsviertels gelegene Grundstück anderweitig 74

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