Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

verwenden möchte. Hoffentlich ist das nur ein Gerücht, auf jeden Fall möchte ich hiermit die Aufmerksamkeit meiner Leser - und der beteffenden Behörden - auf dieses großartige moderne Gebäude lenken, welches Denkmalschutz und eine ver­ständige wertbewahrende Verwendung verdienen würde. Während die Denkmäler der modernen Architektur weltweit immer mehr ge­schätzt werden (eine andere Frage, ob man sie wirklich gern hat), und man bemüht ist, sie zu bewahren oder aus ihren Ruinen neu aufzubauen, damit sie die sozialen, technischen und ästhetischen Neuerungen, das Modernitäts-Ideal dieser heroi­schen Epoche von neuem in ihrer ganzen Schönheit verkörpern, finden wir bei uns leider nicht die kleinste Spur dieserart Sensibilität. Zwar gibt es begeisterte An­hänger des „Bauhaus-Stils" (die Immobilienagenturen sind sich der preissteigern­den Wirkung dieses Titels bewussst), doch führt dies selten zu einer sorgfältigen Renovierung. Die genaue Rekonstruktion der modernen Häuser ist ein teures Vergnügen und erfordert große Fachkenntnis. Komischerweise ist es leichter, ein eklektisches oder ein Sezessionsgebäude zu renovieren, als ein Holz- oder Stahl­fenster mit raffinierter Öffnungsweise so herzustellen, dass es den heutigen Nor­men entspricht und gleichzeitig so aussieht wie das alte. Ein Problem stellt z. B. das Ersetzen der Gummifußböden, der Glasziegeln, des Kunstmarmors, ja sogar des einfachsten Edelbewurfs dar. Von den Materialien, den Farben und der Gebäude­konstruktion hängt sehr viel ab. Die modernen Gebäude sind — wie ich das schon mehrmals in diesem Band erwähnte — verletzlich, ihre Komposition kann leicht verdorben werden, es genügt schon eine neue Öffnung in die kompakte Mauer zu schneiden... Geh schon — wird der Leser dazu sagen — wir haben genug Sorgen, größere als das, gerade genug! Ich vertraue trotzdem darauf, dass wir früher oder später die eigenartige Schönheit der Gebäude der modernen Bewegung schätzen lernen und mit den langsam schon nicht mehr so jungen Denkmälern unseres Bauerbes gebührend umgehen werden. 75

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