Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

Das Strandbad liegt an der Westseite der Margareteninsel, auf aufgefülltem Terrain, ln die nordsüdliche Achse des Parkes baute man das Wellenbad, den Spring­brunnen mit einem Kaltwasserbecken, das große Becken und das freie-bedeckte Thermalbad mit einer Pergola. Den Eingang bildet das Ankleidungsgebäude mit einer Säulen-Vorhalle, die den dreigeschossigen Ankleide-Flügel für Frauen und Männer verbindet. Die Ankleide-Flügel werden zum Bad hin von offnen Gängen mit je zwei Rundtreppen umrandet, nach aussen hin stehen kompakte Mauern, durch welche nur kleine Fensterstreifen das Licht einlassen. Aus der Vorhalle mit schlan­ken Eisenbeton-Säulen offenen sich die Kassen und Eingänge der Ankleideräume. Mit den davorstehenden Palmen und der Statue der Sonnenbadenden Frau von Géza Csorba erinnert es unweigerlich an Italien, die Kajuttenfenster, die Röhren­geländer und die aufgespannten farbigen Markisen stammen eher aus der Formen­welt der Schiffe. Die Ziegelmauern waren ursprünglich unverputzt, weiss getüncht. Die Mauern der Sonnenterrasse über der Vorhalle waren — nach mediterraner Art- mit ineinander gedrehten Hohlziegeln bedeckt. Obwohl das Ensemble unter Denkmalschutz steht, befindet es sich in einem ziem­lich vernachlässigten Zustand. Bisher gab es nur Geld zur Renovierung der Becken und dem Einfügen von „Show-Elementen". Das Ankleidegebäude ist vernachlässigt- seine frische, jugendliche, mediterrane Atmosphäre gehört schon lange der Ver­gangenheit an. Die Statue von Géza Csorba steht heute wohl wieder vor dem Ein­gang, das einst die Rückwand der Vorhalle zierende Fresko von István Pekáry hin­gegen versteckt sich noch immer hinter dem Verputz. Wenn die politisch bezogenen Freskos von Vilmos Aba-Novák in Ordnung gebracht werden konnten, wen verletzt da das bunte, naiv märchenhafte Bild von Pekáry? Es ist schon wahr, das Bild unse­rer schnurrbärtigen, berittenen Vorfahren und der schönen Fräuleins würde über den schlangestehenden Badegästen in Gummisandalen, mit Gummimatratzen und MP3-Playern unter dem Arm etwas komisch wirken. Trotzdem glaube ich, dass die­ses ausgezeichnete Gebäudeensemble (und das Publikum der Hauptstadt) es auf jeden Fall verdienen, dass der „Pala" seinen einstigen Glanz zurückgewinne. Öffentliche Gebäude Moderne Architektur erschien in öffentlichen Gebäuden zuletzt. Das hatte mehrere Gründe. Die staatlichen und städtischen Bauarbeiten waren bis Mitte der dreissi- ger Jahre Monopólium der konservativen Architekten. Die Kulturpolitik bevorzugte die im historisierenden Stil arbeitenden Professoren und Architekten, die meist 54

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