Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

Mietshäuser — Mehrfamilienhäuser In Budapest baute traditionell das Privatkapital die Mietshäuser als individuelle Investition. Die Stadt oder der Staat unternahmen nur im äussersten Notfall den Bau sozialer Wohnungen (so in den Zeitspannen von 1909-12 und 1921-28, als Wohnungsnot und in die Höhe schiessende Mieten, bzw. die schwierige wirtschaft­lich-finanzielle Lage nach dem Krieg die Intervention notwendig machten). Den Grundriss und die Ausführung der Mietshäuser bestimmten grundsätzlich die Ge­setze des Angebots und der Nachfrage (und natürlich die Vorschriften der Behörden). So entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Typ des Mietshauses, welches an vier Seiten einen geschlossenen Hof umgab und bis Ende der 1920er Jahre vorherrschte. Am Flügel zur Straße hin befanden sich anspruchsvollere bür­gerliche Wohnungen, die durch den Aussengang erreichbaren Wohnungen gegen den Hof zu waren meist Zimmer-Küche-Wohnungen ohne Komfort. Mit ihren histo­risierenden, palastartigen Fassaden und ihren an einen dunklen Brunnen erinnern­den Höfen bestimmen diese Mietshäuser auch heute noch den Charakter der inneren Bezirke der Hauptstadt. Die Architekten hatten schon lange die Fehler dieses Typs erkannt, setzten sich für eine gesündere Anbaumethode und bessere Grundrisse ein. Die Hausbesitzer verteidigten jedoch lange Zeit erfolgreich ihre erworbenen Rechte. Umsonst erlaubte man schon im Regulierungsplan von 1913 (Architekt: László Warga) auf der Budaer Seite eine Randbebauung, dies wurde nur bei genossen­schaftlichen Gesellschaftshäusern in einigen Nebengassen zwischen der heutigen Fehérvári und Bartók Béla üt verwirklicht. Bei den Mietshäusern wollte man auch weiterhin die Gewinn einbringenden Hoftrakte nicht entbehren. Die zeitgemäße Be­bauung machte zuerst das Gesetz für ausserordentliche Steuerfreiheit aus dem Jahre 1934 zur Voraussetzung der Begünstigungen. Diese Verordnung, welche innerhalb der Hauptstadt bestimmte Routen und Gebiete zur Entwicklung bestimmte, und den Ausbau von Baulücken an die Stellen alter Häuser unterstützte, trug wesentlich zur Modernisierung der Gebiete, bzw. zur Verbreitung modernerer Mietshaustypen bei. Zu den begüngstigten Gebieten gehörten auf der Budaer Seite das Gebiet zwischen Margit körút und Krisztina körút und die heutige Bartók Bála út, auf der Pester Seite das vom Nagykörút umgrenzte Gebiet mit den hinausführenden Radialstraßen sowie der heutige Szent István Park. Voraussetzung der ausserordenlichen Steuerfreiheit war, dass das Haus bis zum Ende des jeweiligen Jahres unter Dach komme. Diese Anforderung beschleunigte das Bautempo auf unglaubliche Weise. Die Architekten und Baumeister bemühten sich 32

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