Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)
gliedern ihn in gleichmäßige Raster, dazwischen verbleiben größere Raumzellen, welche durch Türen, Schiebewände oder Vorhänge voneinander getrennt werden können. Das Badezimmer und die Küche blicken durch innere Fenster in den Wohn- raum, an ihren Wänden ersetzen großformatige, blaue Verschalungs-Glasplatten die Kachelverkleidung. Zwischen den paarweisen Deckenbalken verdecken trübe Glasplatten die Beleuchtung. Die Zentralheizung des Gebäudes sichert ein riesiger Kachelofen zwischen den Mittelfpeilern im Erdgeschoss. Der Rauchkanal wurde als gekachelte Brüstung zwischen den Schrankpfeilern entlanggeführt und heizte sozusagen sämtliche Räumlichkeiten, wurde sogar zum organischen Bestandteil des Interieurs. Die Wohnräumlichkeiten im Stock bedeckte ein schwedischer Fußboden im Fischgrätenmuster, die Aussenwände zierten Glaskachel-Streifen, die Räume im Erdgeschoss hingegen eine Glasmosaik-Verkleidung. Die Zimmer waren mit massiven, selbstentworfenen Möbeln eingerichtet. Das Haus bewohnt auch heute noch die Familie, so sind sein Raumsystem und seine Einrichtung mehr oder weniger intakt geblieben. Mietvillen Der Wunsch nach einer gesunderen Wohngegend führte in der Hauptstadt zu einer Wanderung nach Westen. Man übersiedelte von Pest nach Buda, aus den inneren Stadtteilen in die neu parzellierte Gartenstadt, vor allem in ein Familienhaus. Dieses ließ natürlich die Budaer Grundstückpreise in die Höhe schießen, so dass eine durchschnittliche bürgerliche oder Mittelklasse-Familie kaum daran denken konnte, sich ein eigenes Haus zu bauen. Die Bauordnung aus dem Jahr 1933 erlaubte zum ersten Mal den Bau von Doppel-, bzw. Reihenhäusern, was zur Herabsetzung des spezifischen Grundstückpreises führte. Eine andere Methode war der Bau von freistehenden Häusern mit mehreren Wohnungen. Wo die Bauordnung es ermöglichte, wurden auch im Grüngürtel zwei-dreistöckige, villenartige Gebäude hochgezogen, mit meist zwei-vier Wohnugen pro Stockwerk. Wenn Privatkapital sie zum Vermieten baute wurden sie Mietvillen genannt, bauten die Bewohneer sie jedoch gemeinsam, dann Gesellschaftsvillen. Auf der Budaer Seite gab es Mietvillen vor allem im Pasarét, am Gellértberg und am Adlerberg, auf der Pester Seite in Zugló. Eine der schönsten Mietvillen steht in der 11. Szilágyi Erzsébet fasor 61. Sie entstand 1936, ihr Architekt war János Wanner (1906-89), der Bauherr hingegen sein Bruder, der Bauunternehmer Henrik Wanner. János Wanner machte sein Diplom an der Budapester Technischen Hochschule. 1930—31 arbeitete er, seinem Cousin Károly Dávid folgend, im Pariser Büro von Le Corbusier, nach Budapest zurückgekehrt, 29