Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)

Im Erdgeschoß des mit der Kirche zusammengebauten Pfarrhauses befin­den sich ein Konferenzsaal und das Büro, im ersten Stock Wohnungen. Die zweisprachige Gedenktafel an der Kirchenmauer erinnert daran, daß in der schweren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Dank der Holländischen Liga für Kinderschutz ungarische Kinder zur Stärkung und Erholung nach Holland reisen konnten. Dem holländischen Volk zum Dank wurde die Straße nach der Kiönigin Wilhelmine benannt, die Lehrlingsschule des Gebäudeensembles hingegen nach ihrer Tochter Juliane. Balázs Dercsényi weist in seinem Buch Aladár Árkay darauf hin, daß: „...dai System der Fassade der Kirche in der Sezessionsarchitektur nicht unbekannt war: zwischen igoi und igoj baute Lars Sonck die Kathed­rale in Tampere, die in ihren Proportionen, ihren Massen von ähnlicher Anordnung ist. Sogar bei der Gestaltung einiger Details (z.B. des Tors) zeigen sich Ähnlichkeiten. Trotzdem kopiert Árkay das finnische Beispiel nicht, sondern j/indet nur Impulse darin, welche ihn zum Initiator der modernen Kirchenbaukunst in Ungarn machen." Die ungarischen Künstler und auch die Architekten standen in den Jahren nach der Jahrhundertwende in enger Verbindung zur finnischen Kunst und Architektur. Die Gestaltung der reformierten Kirche in der Stadtwäldchen Allee kann auch mit dem finnischen Architekten Eliel Saarinen (1873—1950) in Zusammenhang gebracht werden. Das Kirchengebäude mit einer komplizierten Struktur gehört zu den Hauptwerken von Árkay. Die nationalen Architekturbestrebungen der äußeren und inneren Erscheinung der zentralräumigen Kirche finden wir auch in den später, zu Beginn der zwanziger Jahre für die römisch-katholische Kirche, ebenfalls nach Plänen von Árkay gebauten kleinen Kirche im Stadt-Mayerhof (Városmajor) sowie in der König Christus Kapelle in der Keleti Károly utca. Während der Belagerung Budapests im Zweiten Weltkrieg fiel eine Bombe auf die Kirche, zum Glück konnte das Feuer aber schnell gelöscht werden. Später erhielt das Gebäude auch mehrere Einschüsse, die Schäden wurden jedoch schon 1945 behoben. Die reformierte Kirche am Szilágyi Dezső Platz 1. Bezirk, Szilágyi Dezső tér 3 1883 wurde bei der Versammlung des Pester reformierten Bistums im April der Gedanke, eine Budaer Gemeinde ins Leben zu rufen, aufgeworfen. Nach vielem Hin und Her wurde 1885 schließlich die Budaer reformierte Kirchengemeinde ins Leben gerufen, die am Dísz tér Räume mietete. Bald schlossen sie mit den Evangelischen eine Vereinbarung, derzufolge sie bis 46

Next

/
Thumbnails
Contents