N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Buda - Unser Budapest (Budapest, 2002)
in Anspruch nehmen würde. Zwischen der Christinenstadt am Fuße der Budaer Berge und dem Pester Stadtteil hatte die Kettenbrücke noch keine wirklich organische Verbindung hergestellt. Deshalb hielt Graf István Széchenyi schon 1845 den Bau eines Tunnels für notwendig, seine Initiative wurde jedoch vom Sturm der Geschichte davongefegt. Nach dem Zusammenbruch des Freiheitskrieges von 1848/1849 gründete der kaiserlich königliche Kämmerer József Örményi 1850 eine Aktiengesellschaft zum Bau des Tunnels, mit der Ausführung wurde jedoch erst am 10. Februar 1853 begonnen. Zur Finanzierung des Tunnelbaus wurden 300 000 Pengő-Forint zur Verfügung gestellt. Der Planer, der Engländer Adam Clark, der auch die Kettenbrücke gebaut hatte, leitete die Arbeiten persönlich. (Seine detailliert ausgearbeiteten Entwürfe gehören zu den behüteten Schätzen der Budapester Sammlung der hauptstädtischen Ervin-Szabö-Bibliothek.) Die Arbeiten begannen gleichzeitig an drei Orten: an beiden Seiten des Burgberges und am Szent György tér oben auf dem Berg, von wo man einen 39,5 Meter tiefen Schacht in die Mitte des Tunnels „hinuntertrieb". Schon Ende des Jahres trafen sich die Gänge in der Mitte und man begann mit der Verbreiterung bis zur engültigen Größe. Die ungeduldige Erwartung der Öffentlichkeit und die Schnelle des „Umschlags" bewirkten, daß vom 19. März 1854 angefangen „den Fußgängern an Sonn- und Feiertagen erlaubt war, zum Entgelt von 2 Pengö-Kreuzern durch den Tunnel zu spazieren”. Am 6. März 1856 wurde der Tunnel endgültig dem Fußgängerverkehr übergeben, ein Jahr später, am 30. April 1857 durfte dann auch der Straßenverkehr hindurch beginnen. Bis 1918 mußte man für den „Übergang" zahlen. Anfangs wurde der Tunnel bei Nacht durch ein Flolztor mit riesigen Flügeln verschlossen. Bedeutende Ereignisse am Ende des 19. Jahrhunderts waren die „Tunnelbälle", bei denen die unterhaltungslustigen Bürger das tagsüber vom Verkehr beherrschte Bauwerk in Besitz nahmen. Die starke Wassereinsickerung, die sich schon während des Tunnelbaus bemerkbar machte, verursachte später ernste Probleme. Eine aus namhaften Wissenschaftlern und Ingenieuren ins Leben gerufene Kommission faßte 1908 ihre Vorschläge zur Beseitigung des Wassereinsickerns in einem Bericht zusammen. Ihren Feststellungen zufolge durchquerte der in den Budaer Mergel gegrabene Tunnel dessen wasserführende bzw. wasserabdichtende Schichten von verschiedener Dicke in solcher Weise, daß entlang dieser in nord-südlicher Richtung eine bedeutende Wasserdurchsickerung entstand. Die Ausführungspläne des Entwässerungswerkes waren erst 1914 fertig, bald begann man jedoch auch mit dem Bau. Parallel zur Längsachse des Tunnels wurden drei Stollen von kleinerem Querschnitt ausgehoben, zwei in Fußhöhe, der