Szablyár Péter: Schritt für Schritt - Unser Budapest (Budapest, 2010)
Das große Hochwasser des Jahres 1838 hatte auf die weitere Entwicklung von Buda und Pest große Auswirkungen. Damals stürzten 2281 Häuser ein (meist Lehmziegel- mauer-Gebäude), an 827 Gebäuden erhielten die Mauern Risse und nur 1146 blieben unversehrt. Damals beschloss man, die Straßenebenen am Flussufer auf 30 Fuß zu erhöhen. Man verbot mit Lehm zu bauen, machte den Bau von Feuermauern und feuerfester Dachschalung verpflichtend, schrieb den Bau von Steintreppen und Gängen vor. Gleichzeitig mit den Regulierungsplänen wurde auch die Nivellierung („Taldimensionierung") der beiden Stadtteile vorgeschrieben. Die Aufgabe erfüllte bis 1870, im Auftrag des vom Palatin Joseph gegründeten Verschönerungs-Komitees, der Ingenieur Antal Giba (1810—19), bzw. der Stadtingenieur Jakab Dégen (1822). Die Arbeiten wurden dann zwischen 1863—71 vom Ingenieur Ferenc Doletsko fortgesetzt. Spazieren wir auf der Budaer Seite durch die Straßen, die parallel zum Donaukai verlaufen, bemerken wir, dass der Eingang einiger Häuser aus dem 19. Jahrhundert tiefer liegt als die heutige Straßenebene und man Treppen hinuntergehen muss. Diese tiefer gelegenen Gehsteigabschnitte zeigen das ursprüngliche Straßenniveau des Stadtteils an. Die meisten dieser kleinen „Höhenpfähle" mit Stufen finden wir in der Döbrentei utca, der Fő utca und in der Umgebung des Batthyány tér. Beim Haus Nr. 15 in der Döbrentei utca zeigt eine Tafel den Höhenstand des Hochwassers von 1838 an. Die Aufschrift in lateinischen und auch in kyrillischen Buchstaben erinnert an die serbischen Bewohner (Raitzen) des einstigen Tabän-Viertels. „Rot-Weiß-Grün — das ist das ungarische Land" oder die „nationale Treppe" führt in die „Kokarden-Katakombenkapelle” Nähern wir uns dem Orczy tér von welcher Richtungen immer, so sticht uns von Weitem ein geschweiftes, mit roten Ziegeln verkleidetes Gebäude in die Augen, am Dach eine seinen Maßen entsprechende Trikolore... Bald stehen wir dann vor dem multifunktionellen Orczy Forum Stadtzentrum, geplant und ausgeführt von der Kévés und Architektenpartner AG. Die heruntergekommene Gegend, die verkehrsreiche Kreuzung mit ihrem ungeordneten Verkehr, der hektische Fußgängerverkehr sind allesamt eine unwürdige Umgebung für dieses in acht Jahren (1998—2006) gebaute Gebäudeensemble, ln seinem Inneren versteckt sich eine Kapelle unter einem geschweißten Stahlkonstruktion-Kreuz, zu welcher eine in den ungarischen Nationalfarben bemalte Treppe hinunterführt. Das kaum zehn Jahre alte Gebäudeensemble hat schon während des Bauens in ungarischen Architektenkreisen starke Debatten entfacht, der Preis des FIABCI setzte diesen jedoch am 21. Mai 2009 einen Punkt. 69