Szablyár Péter: Schritt für Schritt - Unser Budapest (Budapest, 2010)

getriebene „Wunder" gebaut, welches in einer Stunde 960 Fahrgäste in eine Rich­tung befördern konnte und von der Budaer Bergbahn-Gesellschaft betrieben wurde. Auf der 96 Meter langen, normalspurigen (1435 mm) Bahn mit einem Gefälle von 30°, verkehren zusammengebundene Zwillingswagen, heute schon elektrisch betrieben (mit einem auf der Bergstation plazierten Triebwerk): auf der Nordbahn der Margit genannte Wagen, auf der südlichen Bahn der Gellért. In diesen Wagen können jeweils 24 Fahrgäste Platz nehmen. 1888 wurde die Geschwindigkeit von 3 Meter/Sekunde auf Wunsch der Fahrgäste auf die Hälfte reduziert. Auf der einen Höhenunterschied von 50 Metern bewältigenden Bahn gab es nur ein einziges Mal einen Unfall, und zwar im Millenniumsjahr (am 17. Juni 1896 in der Nacht). Nach einem Empfang beim Ministerpräsidenten rissen sich die mit ausländischen Journalisten überfüllten Wagen los, da die Sicherheitsvorrichtungen nicht funktioniert hatten. Während der Belagerung der Budaer Burg im Jahre 1944 wurden die Bergstation und die dortigen Wagen vernichtet, die Triebwerks-Einrichtung, der Kessel und die Wagen an der Talstation überlebten. Schließlich wurde sie 1948-49 als ein Andenken an die feu­dale Vergangenheit abgetragen, bis zum Wiederaufbau füllte nur der von oben herun­terrollende Schutt die Bahn. Die erhalten gebliebene Dampfmaschine, der Kessel und das Triebwerk wurden zum Grundstoff des „Landes von Eisen und Stahl", das obere Seil-Rad verhalf einem Transdanubischen Bergwerk zum Sieg in der „Kohlenschlacht". i960 verabschiedete der Ministerrat ein Programm zur Renovierung der Budaer Burg, das auch die Instandsetzung der Gleitbahn umfasste. Später gab es mehrere gegensätz­liche Studien und Entscheidungen, es wurden sogar Rolltreppen anstelle der Bahn vorgeschlagen, andere wieder wollten einen besser angepassten Autobusverkehr. Spätere „spontane” Initiativen lenkten wieder die Aufmerksamkeit auf eine mögliche Rekonstruktion der Bahn: So wurde der Plan in das Rekonstruktionsprogramm des Budaer Burgpalastes integriert. Eine Studie aus dem Jahr 1980 rechnete schon mit In­vestitionsausgaben von 68 Millionen Forint, wobei die Möglichkeit der Instandsetzung erwogen wurde. Nach mehreren Jahren wurde dann 1985 die Bahn rekonstruiert, es wurden neue Waggons gebaut und 40 Jahre nach der Zerstörung wieder in Betrieb ge­setzt. Die größte Anzahl von Fahrgästen hatte man 1943 aufgezeichnet: damals benutz­ten 2.134.126 Fahrgäste die Gleitbahn. Hatte sie früher jährlich durchschnittlich eine halbe Million Gäste befördert, so nehmen heute fast 600.000 Fahrgäste die Gleitbahn in Anspruch und genießen das herrliche Panorama von Budapest, das sich ihnen dabei bietet. Seit Jahren halten sich Legenden von einer bevorstehenden Privati­sierung, wir hoffen nur, dass der Methusalem des Burgabhangs auch diese überlebt... 59

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