Szablyár Péter: Schritt für Schritt - Unser Budapest (Budapest, 2010)

wurde 1926 nach Plänen von Zoltán Reiss gebaut. In seinen inneren Räumen mit be­sonderer Atmosphäre — dekoriert von Ö. Fülöp Beck und Szigfrid Pongrácz — wurden nicht nur Handelstätigkeiten abgewickelt: Es gab hier Kunstausstellungen, Mode­schauen, ein Fahrkartenbüro, ein Restaurant, ein Café, ja sogar einen Schnellfoto­grafen. Denken wir heute an unsere Großkaufhäuser, so können wir ruhig sagen, dass das Corvin-Kaufhaus seiner Zeit voraus war. ln diese innovative Umgebung passten die 1931 in Betrieb gesetzten Rolltreppen recht gut. Der „neue Wirtschaftmechanismus" der 1960er Jahre baute dann wieder Rolltreppen in das Gebäude, welches inzwischen mehr­mals den Besitzer gewechselt hatte und ohne welches es damals „kein Weihnachten gab”. Zwischen Berg und Tal... Es schien, als ob der „sorgende” Staat sich der zahlreichen Kinder (die infolge der Rákosi-Politik der 1950er Jahre in Ungarn geboren wurden) „erbarmte" und somit 1956 eine kurze, jedoch echte Rolltreppe unter der Hüvösvölgyer (Kaltenthaler) Station der Pioniereisenbahn (heute Széchenyi Kindereisenbahn) bauen ließ. Deren Erfahrun­gen in der Planung, dem Bau und der Betreibung konnten später bei den Rolltreppen der Untergrundstationen der im Bau befindlichen Linie Nr. 2 gut verwendet werden. Diese Probe-Rolltreppe wurde dann 1973 abgestellt und später abgetragen. Rolltreppen im Budapester Untergrundbahn-Netz Obwohl die erste Untergrundbahn Europas Ende des 19. Jahrhunderts in Budapest gebaut worden war, konnte die Verwirklichung eines Untergrundbahn-Netzes erst nach dem Zweiten Weltkrieg, mit technischer Unterstützung und Übernahme der Technologie der Sowjetunion beginnen. Moskaus Untergrundbahn-Netz war damals einzigartig im Osten, bis heute ist es noch das viertlängste Netz der Welt. (1995 betrug die Länge der Metrolinien 243,6 Kilometer, die Anzahl der Stationen 150, die täglich beförderten Personen 8.723.000, die Züge folgten in einem durchschnittlichen Ab­stand von 85 Sekunden, die Zahl der Angestellten betrug 24.615.) In die tiefgelegenen Stationen der Budapester Untergrund gelangt der Reisende mit Hilfe von Rolltreppen. Diese befanden sich in mit Bergwerksmethoden gebauten sog. Sturzschächten. Sowie die Konstruktionslösungen als auch die Baugeschichte dieser Objekte illustrieren die Entwicklungsgeschichte der Tiefbautechnologien recht gut. Die Sturzschächte wurden durch gusseiserne Tübbinge (Tunnelringe, die beim Bau von Tunneln oder Gruben verwendet werden), durch mit monolitéin Eisenbeton oder Fu­genwänden gebaute Konstruktionen, bzw. einer Kombination von diesen gesichert. 55

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