Szablyár Péter: Schritt für Schritt - Unser Budapest (Budapest, 2010)

drei: die Steinmetz Treppe (neben dem Tennisplatz), die Hirten Treppe (gegenüber der Dózsa Statue) und die Treppe der Orvos utca (am Ende der Krisztina körút). Der zwischen dem Gellértberg und dem Burgberg eingezwängte Tabán, war einer der stimmungsvollsten, charakteristischsten Stadtteile Budas. Während der Türken­herrschaft waren seine Bäder sehr beliebt. Später wurden entlang des Teufelsgra­bens und auf die umgebenden Berghänge Serben angesiedelt, die Gegend nannte man damals Raizenstadt (die Serben hießen früher auch Raizen). ln den von Lohbeize stinkenden Straßen wohnten und arbeiteten Generationen von Gerbern. Der Budaer Brückenkopf der seit 1766 bestehenden Pontonbrücke befand sich im Tabán. Am Uferabschnitt entlang des Bergfußes entstand der erste Hafen auf der Budaer Seite, so wurde der Stadtteil auch zum bestimmenden Punkt der ost-westlichen Handelswege. Diese Rolle wurde ihm erst durch den Bau der Kettenbrücke strittig gemacht. Auf den umgebenden Hängen betrieb man Weinbau, in dem immer dichter bewohnten Stadtteil siedelten sich Handwerker und Händler an. Trotz der Natur­katastrophen (Brand des Jahres 1810, Überschwemmungen des Teufelsgrabens) wohnten immer mehr Menschen hier. Auf dem Gebiet des Tabán standen nahezu tausend auf stufenartigen Terrassen angeordnete Häuser. Die Häuserreihen erhielten keine Straßennamen, auch auf den Landkarten hießen sie Reihe 1, 2, 3, 4, usw., die Treppen hingegen erhielten Namen — meist nach Berufen (Steinmetz, Hirte, usw.) oder Persönlichkeiten (Jakob Treppe). Die Paralellgassen wurden von Treppen und steilen Fußsteigen durchschnit­ten - als Quergassen. Obwohl die Häuser städtisch waren (mit vielen Gaststätten, Kneipen, Geschäften), so fehlten trotzdem die Schweineställe nicht. Ende des 19. Jahrhundert vernichtete die Reblaus (Phylloxera) die Weinstöcke, der auch „Budapester Montmartre" genannte Tabán wurde nun zum romantischen Vergnü­gungsviertel der vereinten Hauptstadt, zum zweiten Zuhause der Schriftsteller, Dichter, Künstler, der Pest-Budaer Boheme. Trotzdem ließen die sich entwickelnde Weltstadt, der stark vergrößerte Budaer Palast, der Bau der benachbarten Elisabethbrücke, die Zukunft des Tabán mit seinen massenhaften, ungesunden Wohnungen ohne Kana­lisation immer gegensätzlicher erscheinen. Mehrmals wurde ein drastischer Abbruch beschlossen, doch stets erhoben seine engagierten Anhänger (Antal Szerb, Józsi Jenő Tersánszky u. a.) ihre Einsprüche; zu Beginn des Abrisses überschwemmten die Maler die kleinen Straßen, um sie noch in letzter Minute für die Nachwelt zu verewigen. Der Hauptstädtische Kommunalrat wollte schon von der zweiten Hälfte des 19. Jahr­hunderts an den Stadtteil sanieren. Der Teufelsgraben wurde reguliert und abgedeckt 20

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