N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Pest - Unser Budapest (Budapest, 2002)

Mit der Fertigstellung der Hauptsammelkanäle wurden die Ausgüsse am Donauufer nacheinander abgeschaffen bzw. als Notausgüsse weiter beibehal­ten. So konnte die bei den Pester Bürgern beliebte Promenade, der Donaukorso ausgebaut werden. Der Bau der Millennium-Untergrundbahn und des späteren Metro-Netzes mußte an den Haupttreffpunkten des Hauptsammelkanals mit großer Vorsicht stattfinden. (Solche Punkte befanden sich an der Kreuzung Andrässy üt- Nagykörüt, am Blaha Lujza tér, an der Kreuzung Üllői út—Nagykörút.) An man­chen Abschnitten des Kanals mußte man „abflachen", woanders die Trasse ver­legen. Der Hauptsammelkanal war mit einem dreischichtigen Ziegelgewölbe gebaut und zwar in außerordentlicher Qualität. Dieses bewiesen auch die beiden gro­ßen Wasserdruckrohrbrüche, bei denen unter der Straße und den Straßenbahn­schienen riesige Krater ausgewaschen wurden. Die Gewölbe des Hauptsammel­kanals hielten in beiden Fällen stand und bestanden die Probe... Die zuverlässigen Prognosen der Ingenieure des 19. Jahrhunderts haben sich wohl verwirklicht, da der Hauptsammelkanal auch heute noch das Abwasser sammelt und zu den Reinigungsanlagen befördert. Während früher die Höhe der Absätze nur bei stärkerem Regen mit Abwasser bedeckt war, so befinden sich diese heute ständig unter Wasser, sind jedoch mit Gummistiefeln begehbar. Systematische Kontrollen werden von Tauchern mit Handkameras durchge­führt, auch die kleinsten Schäden werden registriert. Die in den Litfaßsäulen verborgenen Wendeltreppen zum Abstieg bilden charakteristische Straßenein­richtungen auf dem neugestalteten Großen Ring. Steinbrüche in Kőbánya (Steinbruch) — unterirdische Wasserreservoirs Spazieren wir durch Kőbánya, den heutigen 10. Bezirk der Hauptstadt, so er­blicken wir hie und da Wege, die unter die Erde führen oder auch geheimnis­volle Belüftungsöffnungen. Der in der geologischen Neuzeit (vor mehr als 9 Mil­lionen Jahren, zur Zeit des Miozän) entstandene sarmatische und Leithaer Kalk­stein ist leicht zu bearbeiten und meißelbar, außerdem kältebeständig. Deshalb wurde er zum beliebten Material der Bauindustrie. In zahlreichen Fällen muß­ten die durchschnittlich 50 Meter dicken Schichten kaum von etwas Erde freigelegt werden, der Bergbau konnte direkt unter der Erdoberfläche statt­finden. Oft wurden die gewonnenen Steinblöcke durch vertikale Schächte mit Hilfe von Flaschenzügen an die Oberfläche gezogen. 30

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