Szegő Dóra - Szegő György: Synagogen - Unser Budapest (Budapest, 2004)
keinen Frauenstand: die linke Seite gehört den Frauen, der Gang zwischen den Bänken ist die symbolische Trennung, welche die Tradition liberal interpretiert. Beide Synagogen werden von einem Hof umgeben, die Gedenktafel zur Befreiung des Gettos ist auf einer der Säulen der Arkaden zur Wesselényi utca hin zu sehen, dort wo einst das Brettertor des Gettos stand. Seit dem Ende des Jahres 1944 wurden die in der Theresienstadt zusammengeferchten, umgebrachten Juden schon im Getto beigesetzt, wo es damals mehrere Leichenhäuser gab, darunter auch in der Hel- dengedenk-Synagoge. In den letzten beiden Monaten des Holocaust wurden mehr als zweitausend jüdische Opfer hier beigesetzt: aus dem Hof der Helden wurde der Friedhof der Märtyrer. Die Namen der gefallenen Helden der Befreiung stehen auf den Gedenktafeln an den Wänden neben dem Tor, an der Seite zur Dohány utca hin stehen diejenigen der Helden des Ersten Weltkriegs und eine Gedenktafel an Hanna Szenes. An den Säulen der alten Arkade zur Dohány utca hin erinnert eine Gedenktafel an den hier geborenen Theodor Herzl, eine andere Tafel an den Besuch des Deutschen Bundespräsidenten Herzog. Die Synagoge der Universität für Rabbinerausbildung 1877 wurde das Institut nach Plänen der Architekten Ferenc Kolbenheyer und Vilmos Freund im Gebäudekomplex zwischen József körút, Bérkocsis utca und Rökk Szilárd utca gebaut. Ersterer, ein Schüler Ybls, war für die von der italienischen Renaissance beeinflußte eklektische Architektur verantwortlich, welche sehr gut in das architektonische Bild der damals im Ausbau befindlichen Großen Ringstraße in der Josephstadt paßte. Freunds Arbeiten konzentrierten sich aufs Innere des Instituts und auf die Synagoge. Die Hochschule, die Bibliothek und das Archiv kamen in den Straßenflügel, im Gebäudeteil zum Hof hin erhielten der Prunksaal und die Synagoge ihren Platz. Vom Hof aus führt eine Vorhalle in den Hauptraum der Synagoge, deren Langhaus eine einfache Halle ist. Über dem Eingang tragen zwei kunstvolle gußeiserne Pfeiler die Empore, wo - da es keine weiblichen Studenten gab - der Platz für die Orgel und den Chor war. An der Ostwand des Saales steht der goldweiße Thoraschrein: je zwei Säulen tragen das Dach, der Giebel des Thympanons wird von einer doppelten Steintafel gekrönt. Die davor stehende Mizrah-Erhöhung paßt sich den bescheidenen Maßen des Gebäudes an, die Kanzel ist umstellbar. Zu beiden Seiten befinden sich die Bankreihen für die Studenten und Professoren der Rabbineruniversität. Neben dem Thoraschrein sind auf beiden Seiten der Ostwand Marmortafeln mit den Namen der „Wohltäter" zu sehen, darunter bedeutende Lehrer des Institutes wie Mózes Bloch, Vilmos Bacher, Ignác Goldziher, József Freund und Sándor Scheiben An der Nordwand befinden sich über zwei Stockwerke Glasfen34