Szegő Dóra - Szegő György: Synagogen - Unser Budapest (Budapest, 2004)
eisen zu verdanken. Nicht nur die Säulen, welche die Schiffe trennen und die Emporen tragen, sondern auch die verzackten Bogen, welche die Säulen verbinden sind Gußeisenkonstruktionen. Zwischen den beiden Säulen, nahe des Eingangs, steht die ebenfalls gußeiserne, mit orientalischer Bekrönung verzierte, achteckige Kanzel. Die letzte Phase des Baus erfolgte unter der Mitarbeit von Frigyes Feszi und Ignác Wechselmann, dem Beauftragten des Förster-Büros. Obwohl Förster schon die Entwürfe für den Ort des Thoraschreins angefertigt hatte, führte Frigyes Feszi die Arbeiten aus. Ein Element der Förster-Version könnte wohl die orientalische, gewölbte Apsis des Ortes zur Aufbewahrung der Thorarollen gewesen sein. Hier befand sich auch der von Feszi in die Rosette komponierte Sonnenstrahlenkranz, im Zentrum die Buchstaben des Namens des Allmächtigen. Die Gitterverzierung über den schlanken Säulen oder die Ornamentik der Schreintüren deuten unverwechselbar schon auf die Redoute Frigyes Feszls hin. Auf dem hölzernen Thoraschrein dominieren die Farben Weiß und Gold. Ein organisches Ganzes mit dem Chor, sozusagen ein Dekorationselement bildet die Orgel, eine wichtige Neuerung der neológén Synagogen (Erbauer: Karl Hesse). Die Linie der Orgel wird, ähnlich der äußeren geometrischen Gesimse von einer streifenverzierten Bekrönung fortgesetzt. Das Thoraschrein-Ensemble wird von einer robusten, jedoch im Detail fein verzackten Zwiebelkuppel gekrönt, welche sich über der Orgel erhebt. Im orientalischen Stil sind auch die zu beiden Seiten stehenden gußeisernen Kerzenhalter. Erwähnenswert ist auch das ebenfalls von Frigyes Feszi entworfene hölzerne Bimah mit einem hebbaren Dach. Die gußeisernen Stützen, Gewölbebogen, Brüstungen und Gesimse des Gebäudes zieren gemalte und plastische orientalische Motive in voller Pracht. Die Malereien an den Wänden sind einfacher: statt Marmor oder Kunstmarmor bedeckt diese nur farbiges Kartonpapier. Ruhiger und ausgeglichener sind die Dekorationen der Kassettendecke und die untere Verzierung der Emporendecken. So zeigt das Innere der Synagoge ein asketischeres Bild als die Fassade. Dieses war nur teilweise das Ergebnis einer bewußten Entscheidung. Forscher geben jedoch Kompromisse wegen finanzieller Schwierigkeiten und eine mögliche Verzögerung der Bauarbeiten als Erklärung der nicht ganz übereinstimmenden künstlerischen Ausführung des Inneren und des Äußeren der Synagoge. Unter den namhaften Rabbinern der Synagoge soll Löw Schwab genannt werden, der 1836 zum Oberrabbiner gewählt wurde. Als Anhänger einer gemäßigten Modernisierung hielt er seine Predigten in deutscher statt in jiddischer Sprache. Obwohl er kein Ungarisch sprach, spornte er seine Gläubigen im Namen der kulturellen Assimilierung zur sprachlichen Identifizierung an. Er betrachtete sich als Rabbiner sämtlicher Mitglieder der jüdischen Gemeinde jedweder Glaubensrichtung. Er war Vorsitzender der Baukommission der Dohány-Synagoge, erlebte 30