Boros Géza: Statuenpark - Unser Budapest (Budapest, 2002)

Statuenpark ins Leben rufen sollte, wo die Kunstwerke mit Dokumentarwert bewahrt und gezeigt werden können. Unter verschiedenen vorgeschlagenen Plätzen wurde dann das von der Selbstverwaltung des 22. Bezirks angebotene Gebiet auf dem Plateau von Tétényi gewählt. Die Generalversammlung beauftragte die Budapest Galerie, die für die Denk­mäler der Hauptstadt verantwortliche Fachinstitution, mit der fachgemäßen Entfernung der Statuen von ihnem ursprünglichen Platz sowie der Abwicklung der Anlage des Statuenparks. Anfang 1992 veranstaltete die Galerie eine Aus­schreibung zur baulichen Gestaltung des Parks, zu welcher die Architekten Zoltán Boross, György Jánossy, László Rajkjun., Lajos Jeney, György Tokár und György Vadász eingeladen wurden. Nur die drei letzteren reichten Arbeiten ein und unter ihnen gewann der Entwurf von Ákos Eleöd jun., der als Mitglied des Architektenstudios Vadász und Partner teilgenommen hatte. 1994 faßte der Architekt seine Ars poetica bezüglich der Aufgabe folgender­maßen zusammen: „Ich habe mich bemüht, dieses sehr ernste Thema mit ent­sprechendem Ernst zu durchdenken. Was die Wahrheit ist, das weiß ich natür­lich nicht. Grübeleien gibt es und ZEIT. Veblüfft mußte ich entdecken, wenn ich diesen Park mit direkten, drastischeren, aktuelleren Mitteln mache - wie das manche andere dachten —; wenn ich also aus diesen Propaganda-Skulpturen einen Gegenpropaganda-Park schaffe, dann befolge ich getreu das uns von der Diktatur vererbte Rezept, ihre Denkweise. Dieser Park handelt von der Diktatur, und in dem Augenblick, in welchem das aussprechbar, beschreibbar und bau­bar wird, in dem Augenblick handelt dieser Park von der Demokratie! Nur die Demokratie ist fähig jene Möglichkeit zu bieten, daß wir frei über die Diktatur denken können — oder auch über die Demokratie, oder worüber wir wollen. Ich glaube, daß diese Möglichkeit innerhalb des Parks nur eine metaphorische Struktur bedecken kann, und ich glaube daran, daß das von mir erbaute Symbolsystem im Rahmen der Grundformel - dominante Kulissenmauer-Weg- Schlußmauer — dieses bezeugen kann. Unvermeidlich erwecken sie andere Gedan­ken in einem amerikanischen Touristen, für den die .Diktatur' maximal ein Lek­türeerlebnis ist, und anders denkt ein Mensch tragischen Schicksals, der hier gelebt hat, überlebt hat und das Drama seines unter der Ägide dieser Statuen zerstörten Lebens mit sich in den Park bringt. Doch die Stille ist gemeinsam." Ákos Eleöd jun. hat nicht nur den architektonischen Entwurf des Parks ange­fertigt, sondern auch dessen Konzeption erarbeitet. Er schuf einen solchen baulichen Rahmen, der die Denkmäler gleichzeitig als Zeitdokument und Kunst­objekt behandelt (z. B. bewahrte er die Maße der ursprünglichen Sockel der Skulpturen). „Er stellte zwar die Statuen in Anführungszeichen, achtete jedoch 6

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