Boros Géza: Statuenpark - Unser Budapest (Budapest, 2002)

■ Imre Varga: Béla-Kun-Denkmal 1986 ziehenden Arbeiterbataillon gehalten hatte. Die Arbeit des Bildhauers wurde durch die Tatsache erschwert, daß es sich hier um eine stark umstrittene his­torische Figur handelte, die neben ihren Verdiensten um die Arbeiterbewegung auch für den roten Terror in Ungarn verantwortlich war und der selber als Opfer des Stalin-Despotismus endete. Der Künstler plazierte die Skulpturen­gruppe aus Bronze, Chromstahl und Kupfer auf einen mit Pflastersteinen bedeck­ten künstlichen Hügel. Im Mittelpunkt der Komposition steht das Verhältnis zwischen Redner und Masse. Von links nach rechts wird auch ein historisch­zeitlicher Prozess vorgestellt, innerhalb dessen eine Entwicklung vom Zug der Bürgerfiguren mit Hut und Regenschirm der Astern-Revolution bis zum Sturm der roten Soldaten der proletarischen Diktatur mit Bajonettgewehren statt­findet. Varga „problematisiert mit seinen spitzfindigen plastischen Mitteln eher die geschichtliche Bedeutung Béla Kuns als daß er sie verstärkt” (András Rényi, Ästhet). Später (1996) äußerte sich der Bildhauer einer deutschen Reporterin gegenüber folgendermaßen: „Dieses war das erste Denkmal mitz kritischer Anschauung in der Geschichte. Es handelt von einem Menschen, der im Augen­blick seines Abschieds den Schatten der von ihm Hingerichteten begegnet, ihren Geistern. Dort schweben sie, dort schwebt alles über der Erde und dort steht dieser Mensch, der sich verabschiedet, mit dem Hut in der Hand unter dem Gal­gen, der auf ihn wartet. Es gibt ein ungarisches Gedicht, von Petőfi, darüber, 35

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