Szatmári Gizella: Zeichen der Erinnerung - Unser Budapest (Budapest, 2005)

gewiesen. Der Dichter würdigt nämlich auch die seelische Größe des an der siebenbürgischen königlichen Tafel wegen Veröffentlichung des unzensurier- ten Parlamentsjournals angeklagten Mannes: „Ihn verlässt alles, / Die Men­schen, die Welt; / Er bleibt fast allein, / Wie am winterlichen Baum der Ast. // [...] Doch das hält ihn nicht zurück; / Er geht am Wege der schönen Sehnsucht / Und noch vieler Leben, / Rettet er in seinem Boot/." Die Dichtung hörte das Publikum zum ersten Mal in einer Vorstellung des Pester Ungarischen Theaters am 27. April 1838, vorgetragen von der Schau­spielerin Róza Laborfalvi. Die Gedektafel plante man ursprünglich für den Korso am Donauufer, an die Mauer der Treppe zur alten Schiffsbrücke hin. 1905 kam sie schließlich doch an ihren heutigen Platz und erinnert damit auch ein wenig an den Beitrag der Franziskaner bei der Rettung vieler Menschen. Der Komponist der „majestätischen Volkshymne" 1835 berichtete die Rubrik „Musik” des Blattes Honművéóz, daß das Klavier­konzert in E-Moll von Chopin „auf dem Fortepiano vom mehrmals für sein be­deutendes Talent gelobten Herrn Erkel, dem Dirigenten des Budaer Theaters gespielt wurde". Herr Erkel war damals 25 Jahre alt, sein „bedeutendes Talent" kannte das Klausenburger Musikpublikum jedoch schon gut. „Dort (d. h. in Klausenburg) habe ich das Meiste gelernt, dort begeisterte man mich und leg­te mir die vernachlässigte Sache der ungarischen Musik ans Herz" — schrieb er später. Sein ganzes Leben wurde von diesem Ziel bestimmt: er verpflichtete sich die Nationaloper zu erschaffen. Neben seiner aktiven Teilnahme im Alltag des (Musik)Theaters spielte die kompositorische Tätigkeit eine immer wichtigere Rolle, seine Laufbahn als Vortragskünstler geriet immer mehr in den Hinter­grund. 1838 wurde er der erste Dirigent des Opernensembles des Pester Unga­rischen Theaters, des späteren Nationaltheaters. Er hielt es für wichtig, den Rang des Ensembles durch ein erweitertes Orchester und die Ausarbeitung eines selbständigen Repertoires auf das professionelle Niveau des deutschen Theaters zu heben (kurze Zeit hatte er auch dort gearbeitet). Die Handlung der „ersten ungarischen traurigen Oper", der Mária Bdtori, schöpft er aus der un­garischen Geschichte - der Zeit von König Coloman dem Bücherfreund (1840). Er verarbeitet die Melodien der Rákóczi-Weise - sein Werk widmet er Franz 37

Next

/
Thumbnails
Contents