Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

I Bebauungsplan der zweiten Bauperiode der Káposztásmegyerer Wohnsiedlung reihung der gleichen, einförmigen Häusereinheiten war nicht mehr verpflich­tend - wurden die Gebäude proportionierter und abwechslungsreicher. Die Eck­sektion erlaubte von neuem einen rahmenartigen Ausbau. Die Anzahl der Ge- schoße nahm ab: mit der neuen Planfamilie konnten drei-fünfgeschoßige Blocks, ja sogar Reihenhäuser gebaut werden. Neue, bisher fehlende architektonische Elemente (Vorsprünge, Giebelmauern und Tympana, Ziegeldächer) halfen bei der reicheren Gestaltung der Massen und Fassaden. Die Architekten bedienten sich aller dieser Möglichkeiten-, sie formten - und überformten manchmal sogar. Sie taten alles, um die der modernen Architektur und den Wohnsiedlungen gegenüber feindselige öffentliche Meinung auszusöh­nen. Trotz jeden guten Willens und jeder Anstrengung war auch Káposztás- megyer nicht im Stande, zu einer richtigen Stadt zu werden. Ihr Verfall und ihre Verslumung begannen sozusagen im Augenblick der Übergabe. Die postmoderne „Stadtimitation" unterscheidet sich nur in ihrer Formgebung von der modernen „Stadtskulptur'' Üjpalotas, in ihrem Wesen jedoch nicht. Beide sind eine in sich geschlossene Einheit, nur durch eine dünne „Nabelschnur" mit der Stadt verbun­den. Újpalota verbindet wenigstens ein Schnellbus mit der Innenstadt, Käposz- täsmegyer ist hingegen - ohne Untergrundbahn - ein Reservat, ein Getto, wo jede Möglichkeit des vernünftigen Zeitvertreibs und der Unterhaltung fehlt. 75

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