Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

■ Stralienbild der Káposztásmegyerer Wohnsiedlung aus der zweiten Bauperiode Essenziell ist dies ein ebenso geschlossenes System, wie die früheren Platten­bauten: außerstande sich zu ändern und zu entwickeln. Umsonst imitieren die Rahmen die städtischen Blocks,, das feine Netz der Übergänge zwischen privatem und öffentlichem Gebiet, welches die echte Stadt behaglich und heimisch machen, hier können diese nicht entstehen. Die Bewohner können nur ihre Wohnung als die eigene fühlen, ihre Kontrolle erstreckt sich nicht mehr auf das Blockinnere von unsicherem Status, auf die Parks und Spielplätze. Das widerspiegelt die Vernachlässigung dieser Objekte ganz klar, ln seinem Buch Stadt der Nachah­mungen, Budapest, welches eine Momentaufnahme der Vorgänge aus den Jahren der politischen Wende bringt, schreibt Péter György: „is ist wohl kaum bloße Ironie, wenn wir den vollkommenen Bankrott des Staatssozialismus darin sehen, daß unter all diesen, in der ganzen Wohnsiedlung nur die Gär­ten der Reihenhaus-Grundstücke eine Ausnahme bilden. Denn hier pfjlegen die Bewohner, genau wie in ganz Pest, nur dasjenige, wovon sie eindeutig und bestimmt wissen, daß es ihnen gehört." Péter György ist der Meinung, daß die kitschigen Boutiquen, Cafés und Pizzerias Mittel der Flucht aus der aus­sichtslosen Welt der Wohnsiedlungen, einer entgegengerichteten Simulation seien. Wir wollen jedoch erwähnen, daß die seit dem Erscheinen des Buches ver­gangenen zehn Jahre einige versprechende Zeichen vorweisen, ln Káposztásme- gyer wurde die erste Eishalle des Landes durch Privatinvestition gebaut und auf dem benachbarten freien Gelände werden nacheinander neue Bürohäuser und individuelle Gesellschaftshäuser errichtet. Wird die spontane Entwicklung viel­leicht Leben in die Wohnsiedlung bringen? 76

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