Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

wir von Arbeitersiedlungen, Bergarbeitersiedlungen, Bahnarbeitersiedlungen, Beamtensiedlungen, Polizistensiedlungen (oder Künstlerkolonien - obwohl diese üblicherweise nicht zu den Wohsiedlungen gezählt werden). Ziel und Natur des siedlungsartigen Baus führen zu einer Bebauung meist aufgelokerteren Charak­ters-. die Wohnsiedlung bietet eine Alternative zu den dicht besiedelten Vierteln, den übefüllten und ungesunden Mietskasernen der Großstadt des 19. Jahrhun­derts. Deshalb schließt sie an den Gedanken der Gartenstadt an. Von der idealen Gartenstadt unterscheidet sie sich dadurch, daß sie nicht selbsterhaltend ist: es gibt hier keine Arbeitsplätze oder andere zentrale Funktionen, ln Budapest finden wir jeden der aufgezählten Wohnsiedlungstypen. Der Umfang unseres Bandes erlaubt uns leider nicht, sämtliche erwähnenswerte Wohnsiedlungen vorzustellen, deshalb mußten wir eine Auswahl treffen. Wir haben uns bemüht die charakteristischsten oder die interessantesten Wohnsiedlungen jeder Epoche und jeder Art auszuwählen. Die meist in chronologischer Reihenfolge aufeinan­derfolgenden Beispiele umfassen die Geschichte einer Zeitspanne von über hun­dert Jahren, von den ißßoern bis zur Wende im Jahre 1989. Die ersten städtischen Ensembles, welche Wohnsiedlungen genannt werden können, wurden auf zweierlei Art verwirklicht-, staatliche Unternehmen hatten sie für ihre Arbeiter gebaut, bzw. Beamte für sich selber. Unter den staatlichen Firmen spielten die Ungarischen Königlichen Eisenbahnen (MÁV) eine bahn­brechende Rolle. Als erste wurde im Bezirk Rákospalota für die Angestellten der Istvántelker Hauptwerkstätte eine Wohnsiedlung gebaut, dann eine weitere neben der Nördlichen Hauptwerkstätte in der Salgótarjáni út, bzw. in der Gyáli út in der Nähe des Franzstädter Rangierbahnhofs. Es waren ebenerdige oder einstöckige vierfache Doppelhäuser in der von den Bahnstationen her gut bekannten Ziegel­band-Architekturform. Jetzt wollen wir trotzdem nicht diese vertraut bekannten Wohnsiedlungen behandeln, sondern eine besonders interessante Arbeiterkolonie. Die Arbeiterwohnsiedlung der MÁV Maschinenfabrik Die Kolonie hatte die Maschinenfabrik der Ungarischen Königlichen Eisen­bahnen (Mávag) gebaut, als wegen der Ausbreitung der Fabriksanlage am Beginn der Kőbányai út die frühere Arbeitersiedlung abgetragen werden mußte. Da die Fabriksleitung ihre Angestellten nicht den Mietwucherern aussetzen wollte, erwarb sie von der Hauptstadt den Grundstückkomplex neben der Fabrik und baute selbst Häuser drauf. Die Wohnsiedlung wurde 1908—09 in nur 16 Monaten nach Plänen des Architekten und Baumeisters Pál Lipták errichtet. Am Rande des länglichen Komplexes, welcher sich zwischen der Simor (heute Vajda Péter) utca, der Delej, Golgota und Szapáry (heute Bláthy Ottó) utca be­findet, stehen vierstöckige Wohnhäuser. Der Großteil der Wohnungen blickt auf 6

Next

/
Thumbnails
Contents