Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

köpfiige Famile, die in Pest arbeitet, in dieser Wohnsiedlung teurer wohnt, als wenn sie in einer ähnlichen Wohnung nahe ihres Arbeitsplatzes wohnen würde. [...] In dieser tiefliegenden, ungesunden Gegend ist, obwohl sie 6 km vom Stadtzentrum entfernt liegt, nicht einmal gute Luft, da sie zwischen vier Fabriken gebaut wurde, damit der aus allen vier Flimmelsrichtungen blasende Wind sie möglichst mit seinem Schmutz überfluten kann. [...] Den­ken wir dazu auch noch daran, daß der Bau, trotz schwacher Ausführung ziemlich teuer war, und so die Miete, welche 4% der Baukosten beträgt, auch recht teuer ist, so würde man glauben, die Wohnungen der Siedlung würden leer bleiben. Dem. ist jedoch nicht so. Wie groß die Budapesten Wohnungsnot ist zeigt die Tatsache, daß die Pester gehetzten Beamten um die Wohnungen der Siedlung konkurrierten. g7% der Mieter der Siedlung sind Beamte. Cs wur­den größtenteils Zweizimmerwohnungen gebaut, damit die einfache Arbeiter­klasse zu kultivierten Wohnungen mit Badezimmer gelangen könne, die Albert­falváén Siedlung ist jedoch ein klarer Beweis dafür, daß vor allem die Beam­tenschicht sich nach zivilisierten Wohnungen sehnt. " Wir bemerken nur: es ist unwahrscheinlich, daß die Arbeiter nicht auch Ansprüche auf bessere Wohnun­gen gehabt hätten. Wenn man von den sprichwörtlichen monatlichen 200 Pengő erträglich lebte, konnten nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Beamten nicht 70—100 Pengő Miete bezahlen. (Sozialpolitiker sind der Meinung, daß die mit der Wohnung verbundenen Ausgaben höchstens 20% des Familieneinkommens be­tragen sollten.) Die Fortsetzung der Siedlung wurde durch die Weltwirtschaftskrise erheblich verzögert. 1932 baute man bloß zwei Wohnhäuser mit Geschäften und es mußte bis 1940 gewartet werden, daß die Erweiterung der Siedlung in südlicher Rich­tung stattfinde. Der Bau der 5 einstöckigen Häuser an der Südseite der Jókai (heute Vegyész) utca verzögerte sich, der Kriegsumstände wegen, bis ins Jahr 1944. Die auf Grund der Ausschreibung aus dem Jahre 1942 geplante Bebauung des südlichen Siedlungsteils mit 1000 Wohnungen war bewilligt, die Ausführungs­pläne dér ebenerdigen und einstöckigen Häuser waren auch schon fertig, bis zum Ende des Krieges hatte man jedoch nur mit der Grundierung der einstöcki­gen Reihenhäuser begonnen. Diese einfachen Gebäude mit Hochdach wurden um 1948 nach den Plänen von József Schall beendet. Der Großteil der südlichén Siedlung wurde dann in den fünfziger Jahren im Stil des sozialistischen Realis­mus verwirklicht. Heute, im Schatten der zehnstöckigen Plattenbauten, zählt die Albertfalvaer Gartenstadt als ausgesprochen anziehendes, heimisches Viertel. 43

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