Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

dem auch keine Gegenwart, ali iie unter den gleichartigen Siedlungen Bu­dapesti gleich itadtweit zum »Dzsumbuj« wurde. [...] Die neuen Bewohner gerieten in eine außerordentlich komplizierte und zudem unbekannte Lebern- situation. Die Struktur der Siedlung in der Illatos út war ihnen fremd; schon das vertikale Dasein an sich schien ihnen fremd, ein schwerwiegenderes Pro­blem war jedoch die eigenartige »Zweigesichtigkeit« des inneren Raumes der Wohnungen und Häuser. Die Wohnungen wirken ausgesprochen in Richtung Absonderung oder des Anspruchs darauf, machen diese jedoch gleichzeitig ab ovo unmöglich; sie öffnen sich nicht in Richtung einer größeren Gemein­schaft. sondern ketten zwei Familien aneinander - dazu in einer als intim geltenden Sphäre (die Rede ist vom gemeinsamen WC). [...] Die langen, unge­gliederten Gänge sehen mit Wolfsaugen auf den Gang der anderen Haus­hälfte, und dazu muß jeder, der im Haus wohnt, durch den von beiden Häu­sern umgebenen Durchgang gehen. Die gemein(sam)e Öffentlichkeit ist so offen und brutal, daß das Privatleben keinen Platz hat. [...] Die Überfülltheit wird dadurch noch unerträglicher, daß es - vor allem dank der meist Gele­genheitsarbeit verrichtenden Bewohner - keine einzige Tageszeit gibt, in der ein Großteil der Bewohner gleichzeitig für eine längere Zeit abwesend wäre. In der Siedlung kommen und gehen die Leute ständig, es gibt ständig »Ge­wimmel«, keine Minute ist Ruhe. Diese mehr als 3000 Menschen sind vor allem mit sich selbst beschäftigt, können sich gegenseitig jedoch nicht aus- weichen. Hier gibt es jeden Augenblick irgendeinen Konflikt." Die Wohnsiedlung in der Hamzsabégi út Erst Ende der dreißiger Jahre begann die Hauptstadt wieder anspruchsvollere Kleinwohnungen als die Notwohnungen zu bauen. Das im Juni 1939 bewilligte Programm wurde aus dem Darlehen von 20 Millionen Pengő des Landesweiten Sozialversicherungsinstitutes OTI finanziert. Die drei Hauptgesichtspunkte der Hauptstadt waren „so kleine Baukosten wie möglich, möglichst großes bewohn­bares Grundgebiet und die Möglichkeit der Trennung nach Geschlechtern”. Des­halb wurde statt dem Typ der Einzimmer-Küche-Wohnung die Verwendung von zwei Wohnungsgrundrissen vorgeschrieben: der Typ der Wohnküche mit zwei Schlafnischen (36,2 m2 Grundriß, davon 16 m2 die Wohnküche), von welchen man 2500 bauen wollte und Zweizimmer-Küche-Wohnungen (47 m2), von welchen 500 ge­baut werden sollten. Im Rahmen des Programms baute man auch alleinstehende Mietshäuser (z. B. im VIII. Bezirk in der Nagyfuvaros utca 22-24), kleinere Häuser­gruppen (III. Szőlő utca 18, IX. Vágóhíd utca 17-29,30-32), eine Siedlung mit Dop­pelhäusern (XIV. Álmos, heute Bánki Donát utca), und eine aus 20 Mietshäusern bestehende Wohnsiedlung (Pongrác út 19). 37

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